Foto-©: Tyler Knight
I’ve been meaning to forget you
And God knows just what that means
Even so, I try to get through
Even lonely in my dreams
Now and then I like to get around
Now that you’re alone don’t you live here?
Someone’s lies, they just get better
(Land Of Talk – Loving)
Man hat in seinem Leben schon mit vielem abgeschlossen: Beziehungen, Studium, Bands. Wenn man nach Jahren keinen Kontakt mehr hat, vergräbt sich das damals noch so schöne, intensive Gefühl und Vergessen macht sich breit. Und dann, nach Jahren, sind sie wieder da: Menschen, Gefühle und auch wieder Bands. Aus dem Nichts. Bei Land Of Talk hat es genau sieben Jahre gedauert bis nach Cloak And Cipher endlich ein Nachfolger veröffentlicht wurde – nämlich Life After Youth.
Dass in dieser Zeit auch vieles bei Elizabeth Powell los war, kann man in jedem Song nachhören: Private Tiefen, die Kraft kosten, berufliche Hürden. Und doch kann man dankbar sein, dass Powell sich wieder der Musik zugewandt hat. Es klingt so vertraut, als ob man sich niemals aus den Augen verloren hätte. Yes You Were, Opener auf dem Album, als Song der einfach ohne Vorwarnung und Wehmut nach vorne geht, als ob der Song überhaupt nicht der Opener sein kann, sondern eher nahtlos an vergangene Zeiten anknüpft. Macabre – beispielsweise – wirft mich direkt wieder in die Zeit zurück, in der ich Land Of Talk in Heidelberg in einer kleinen Location anschauen durfte. In einem gut gefüllten, dennoch kleinen Raum – ganz nah, ganz intim. Man fühlt sich alt, wenn man zurückdenkt.
Und spätestens wenn This Time erklingt, weiß man die Band ist musikalisch bei sich selbst geblieben und hat doch einige Kapitel hinter sich, wie man schon in den ersten Zeilen hört: “I don’t wanna waste it this time, And see fate as the end of me…“ Wie oft kommt man in die Situation zu denken, man müsse das Dargebotene nutzen, für sich in Anspruch nehmen. Man macht das nicht… oder zu selten.
Life After Youth besticht durch Songs, die sich ganz simpel wieder in den Alltag integrieren lassen. Das schafft vor allem Powells Stimme, die so leichtfüßig Wörter zu großartigen Zeilen zusammenfügt und gleichzeitig ohne große Anstrengung von Harmonie zu Harmonie hüpft, ob in World Made oder auch im Song Heartcore.
Verblüffend ist wie einfach diese Indie-Rock Platte klingt und man sich dann fragt warum andere Bands sich so schwer tun gut gemachte Gitarrenmusik zu produzieren. Wem die Indie-Rock-Sache völlig verloren gegangen ist und sich darauf nicht mehr einlassen möchte, dem kann man nur mit dem Worten von Powell entgegnen: “Don’t know what you’re missing” (Macabre).
Life After Youth ist das langersehnte Wiedersehen mit alten Bekannten – ohne Reue und Schuldgefühle, aber mit einer ordentlichen Portion Geborgenheit. Land Of Talk trauen sich dieses Wiedersehen zu, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen, dafür aber mit nach Vorne gerichtetem Blick.
Mit diesem Album haben Land Of Talk gezeigt, dass man sich aufrichtig und mutig mit sich selbst und seinen Leidenschaften auseinandersetzen sollte. Dann passiert nämlich etwas wunderbares, wie zum Beispiel genau dieses Album: Life After Youth.
Land Of Talk – Life After Youth
VÖ: 19. Mai 2017, Saddle Creek
www.facebook.com/landoftalk