FATIH AKIN – Soul Kitchen (Hörspiel)

Weg vom Autorenfilm, rein ins komödiantische Vergnügen. So ähnlich kann man Fatih Akins Motivation beschreiben, mit der er sich ans Werk seines neuesten Kinofilms “Soul Kitchen” gemacht hat. Ende 2009 kam der  “Heimatfilm der Neuen Art” wie es so schön in seiner Synopsis heißt in die Kinos, bereits preisgekrönt zum Beispiel mit dem Spezialpreis der Jury beim Filmfest Venedig 2009.

Die Story ist bunt und wild und lebt vom Temperament der unterschiedlichen Nationalitäten.  In Hamburg- Wilhelmsburg befindet sich das Soul Kitchen, ein Kneipenrestaurantimbiss, sein Zustand eher kläglich als florierend. Deutschgrieche Zinos (Adam Bousdoukos) ist der Chef des Ladens und wie auch im Soul Kitchen selbst geht in seinem Leben alles drunter und drüber. Seine Freundin geht nach China, seine Bandscheiben machen schmerzhafte Zicken, sein Knastbruder heuert um Arbeit an  und die Veränderung der Speisekarte vergrault auch noch die letzten wenigen Soul Kitchengäste.Doch wie so oft beschwört genau so eine ausweglose Situation Szenegänger herauf, denn da wo keine breite Masse hingeht ist es bekanntlich am geilsten. Also boomt das Soul Kitchen, der musikalische Crossover aus Funk und Soul lässt den Laden pulsieren,  doch es wäre langweilig, wenn das Happy End schon da wäre, nene, im Soul Kitchen passiert immer was.

So, und das alles haste im Kino verpasst? Tja, ich auch, deswegen war ich umso glücklicher, als ich das “Original Hörspiel zum Film” in den Händen hielt. Wow dachte ich, das ist mal ‘ne coole Idee. Nicht immer dieser gleiche Zweitvertungsmüll (“Ach komm, machen wir doch noch grad ein Hörbuch zum Film/Buch etc, gibt es mehr Kohle”), sondern so schien es auf den ersten Blick eine eigenständige Hörspielproduktion, die dir die Story des Films zum Nacherleben auf die Ohren gibt. Dieser Illusion wurde ich allerdings sofort durch den Satz beraubt: “Unter Verwendung des Original-Tonmaterials des Films Soul Kitchen”. Ah ne, teilweise einfach die Soundspur des Films übernommen. OK! Mal hören.

Erzähler Zinos aka Adam Bousdoukus leiert sich mit seinem fahrigen, “Udo Lindenberg”- Sprachgestus durch die Geschichte, zum Teil schwer verständlich und auf die Dauer anstrengend. Aber das muss man ihm lassen, er wirkt authentisch und man kauft ihm die Rolle des Zinos ab. Auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache gut, dadurch öffnen sich die Türen der “Soul Kitchen”- Welt  und ich als Hörer werde Teil davon. Mission des Hörspiels erfüllt? Hm,  meiner Meinung nach ist es nicht der Verdienst des Hörspiels, sondern der super Soundspur des Films, die auch ohne ihren visuellen Counterpart ganz gut funktioniert und die Geschichte tragen kann. Musik und Geräusche finden natürlich auch statt, die machen das ganze lebhaft, etwas zu lebhaft, auf Kosten von Verständlichkeit und Orientierung. Die entstehenden Hörräume verleihen Authentizität klar, aber wenn ich nichts verstehe, weil die Sprecher so weit weg vom Mikrofon sind, hilft mir das auch nichts. Außerdem entlarvt sich spätestens hier wieder die Übernahme der Filmtonspur.

Jaaa, ich weiß ich reite darauf rum, mag kleinkariert und spießig sein, aber ich finde es schade, dass hier auf eine komplett eigenständige Hörspielinszenierung verzichtet wurde.  Weil theoretisch kann ich dann auch den Film schauen und habe das gleiche dann sogar mit Bild.
Meiner Meinung nach kann man sich das Original-Hörspiel zu Fatih Akins “Soul Kitchen” natürlich anhören und wenn man alles versteht auch Spaß haben, aber da wäre noch viel mehr gegangen!

212von5

Fatih Akin – Soul Kitchen
Das Original-Hörspiel zum Film
Sprecher: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu, Pheline Roggan, Dorka Gryllus u.a.
Regie: Uticha Marmon, Jonas Engelke
Produktion: GoyaLiT aus dem Hause JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH Hamburg, 2009
Dauer: 2CD, 137min mit Tracks