Lead me to the truth and I
will follow you with my whole lie
(Mumford & Sons – White Blank Pages)
Auch wenn das erste Album der hochgelobten Folkrocker von Mumford & Sons bereits im Herbst letzten Jahres veröffentlicht wurde, lohnt es sich trotzdem, noch einmal einen Blick auf dieses beachtliche Debüt zu werfen.
Nachdem in den letzten zwei Jahren mit Bands wie den Fleet Foxes, Bon Iver oder Band of Horses der Folk ein kleines Comeback feiern konnte, erzielten die vier Bandmitglieder um Sänger Marcus Mumford mit ihrem Album „Sigh No More“ einen ziemlichen Achtungserfolg und waren letzten Herbst die Lieblinge der Kritiker.
Obwohl oft mit ihnen verglichen, unterscheidet Mumford & Sons doch so vieles von den Fleet Foxes, den wohl mittlerweile bekanntesten Vertretern des Folk-Revivals. Auch wenn die vielstimmigen Chöre an einigen Stellen an deren Alben erinnern mögen, rufen Mumford & Sons doch ganz andere Gefühle hervor. Die Songs sind voller Gegensätze, sie wirken wütend und doch versöhnlich zugleich, klingen verletzlich und hauen doch auf die Pauke.
Marcus Mumford singt von der Liebe, von Beziehungen, die von vornherein zum Scheitern verdammt sind, vom eigenen Versagen und der Hoffnung auf das Glück – doch trotz solch schwerer Themen ist dies kein schwermütiges Album, nein, es ist ein Auf und Ab, ein Album wie eine Lebensgeschichte bestehend aus vielen einzelnen kleinen Kapiteln.
Beginnend mit den eher sanfteren Klängen von Songs wie „The Cave“ und „Winter Winds“, einem herzzerreißenden Song über eine chancenlose Liebe im London dieser Tage, folgen dann die eingängige Debütsingle „Little Lion Man“ und das wunderbar wehmütige und gleichzeitig so wütende „White Blank Page“, um nur die absoluten Highlights zu nennen. Und schließlich kurz vor Schluss das großartige „Dustbowl Dance“: der vielleicht beste Song des Albums, der so getragen und melancholisch anfängt und in einem der wenigen wilden Ausbrüche der Band gipfelt – die komplette musikalische Bandbreite der Band ist hier in einem einzigen Song dargeboten, nur um „Sigh No More“ dann mit „After The Storm“ zu beenden. Und so ist es – dieses Album haut einen um wie ein kleiner Sturm.
Mumfords Stimme ist das wohl präsenteste Element der Band. Auch hier wieder ein einziger Gegensatz: eine Mischung aus rau und doch so weich, manchmal so brüchig, dass man meinen möchte sie bleibt ihm im Halse stecken – und doch trägt sie jeden einzelnen Song.
Trotz der breit gefächerten Instrumentalisierung der Songs, von den viel benutzten Banjos über Tamburin und Harmonika bis hin zu Trompeten und Posaunen, trotz der vielstimmigen Chöre und der Anleihen bei den unterschiedlichsten Spielarten des Folk ist der Kern der Songs doch meist ein simpler: eingängige Melodien und Texte, die man sich als Liebhaber guter Songtexte am liebsten auf den Oberarm tätowieren lassen möchte. Poetisch, obwohl sie doch so simpel sind: „It seems that all my bridges have been burned / But you say ‘That’s exactly how this grace thing works’ / It’s not the long walk home that will change this heart / But the welcome I receive with every start“ heißt es da zum Beispiel in „Roll Away Your Stone“ – und so viel Weisheit in einem Popsong von vier Mitte 20-jährigen kann einem da fast schon ein bisschen Angst machen.
Mumford & Sons – „Sigh No More”
VÖ: 23.Oktober 2009, Cooperative Music
Wer die vier Londoner live erleben möchte, hat im April Gelegenheit dazu, wenn Mumford & Sons für einige Konzerte nach Deutschland kommen:
14.04.2010 Köln
15.04.2010 Berlin
16.04.2010 München
18.04.2010 Hamburg
httpvh://www.youtube.com/watch?v=I_Od0PJp6GI&feature=related