Texico Bitches I think you found a friend
(Broken Social Scene – Texico Bitches)
5 lange Jahre sind vergangen, seit das kanadische Musikerkollektiv mit ihrem selbstbetitelten Album den großen Durchbruch auf den Indierock-Bühnen dieser Welt schaffte und eine regelrechte Veröffentlichungswelle kanadischer Indierock-Bands hinter sich her zog. Seitdem ist viel passiert: Teile des Kollektivs haben unter eigenem Namen Platten veröffentlicht und hatten damit, siehe Leslie Feist und Amy Millan, großen Erfolg – ein Grund, warum die beteiligten Musiker an diesem Album auf einen überschaubareren Kern um Kevin Drew und Brendan Canning zusammengeschrumpft sind, auch wenn die prominentesten Söhne und Töchter der Band natürlich trotzdem den ein oder anderen Auftritt ableisten dürfen.
Nun also „Forgiveness Rock Record“. Der Albumtitel sowie die einzelnen Songtitel sind eher irreführend, implizieren doch Titel wie „World Sick“, „Forced To Love“ und „Water In Hell“ ein eher düsteres Werk – doch weit gefehlt. „World Sick“, der erste Song des Albums, beweist in typischer Broken Social Scene-Manier gleich das Gegenteil: noch immer mischen die Kanadier wild alle Stilrichtungen durcheinander, und der Sound ist der gleiche geblieben – euphorischer Indie-Folk-Barock-Pop, es tummeln sich treibende Gitarren, Streicher, Bläser gleichermaßen und nehmen sich doch nie gegenseitig den Platz weg.
Einiges erinnert dabei stark an die kanadischen Kollegen von Arcade Fire, und vor allem, was dank Amy Millans Beteiligung logisch ist, an Stars – deren charakteristischer Gesang, wechselnd männlich-weiblich von Song zu Song taucht auch bei Broken Social Scene des Öfteren auf. Die Band hat das Hymnische nicht verloren, auch wenn es immer eine andere Art und Weise von Hymnen sein wird, als man das gewohnt ist – Broken Social Scene sind komplexer und die Strukturen ihrer Songs verwobener, verstrickter, doch sie verlieren dabei nie den Sinn für die Melodien, die immer im Vordergrund stehen.
Einige Songs sind dabei zugänglicher als andere, vor allem das fast schon euphorische „Forced To Love“ sticht hierbei hervor, ein unglaublich rythmischer Song, dessen treibenden Refrain jeder bereits nach dem ersten Durchlauf mitsingen kann. „Meet Me In The Basement“ ist ein Instrumental, beginnend wie ein Broken Social Scene-typischer Rocksong – die Gitarren und Streicher scheinen die ganze Zeit auf einen Refrain hinzuarbeiten, der jedoch nie eintritt.
„Chase Scene“ verkörpert die filmische Referenz des Titels voll und ganz. Ein treibender Beat und der gehetzte Gesang entwerfen vorm inneren Auge eine Verfolgungsjagd in einem alten Gangsterfilm. Ein weiterer Höhepunkt ist „Water In Hell“, das kurz vor Schluss noch einmal das Ruder hochreißt und mit seiner euphorischen Melodie absolut mitreißend ist.
Insgesamt gibt es wenig wirkliche Überraschungen auf diesem Album – es scheint hier und da ein gewisses Etwas zu fehlen, was einen wirklich packt. Trotzdem ist es kein unspannendes oder langweiliges Album, denn das, was sie da machen, machen Broken Social Scene wirklich gut. Nicht mehr und nicht weniger.
Broken Social Scene – Forgiveness Rock Record
VÖ: 30. April 2010 (City Slang / Universal)
http://www.brokensocialscene.ca
http://www.myspace.com/brokensocialscene