“Sun”
(Caribou – Sun)
Ein Doktor der Mathematik beweist uns die Leichtigkeit des Raves. Er stellt dazu eine Formel auf, deren Lösungsweg verschlungen ist, nicht den üblichen Strategiegedanken hegt, und doch am Ende voll und ganz aufgeht. Dan Snaith alias Caribou mag mit seiner 90er Jahre Denkerbrille unscheinbar wirken, wie ein Mathestudent eben, dessen Genialität sich aber spätestens beim Vorrechnen offenbart und den man daher plötzlich mit ganz anderen Augen wahrnimmt. Die Meisterformel, die Caribou ins gebührende Licht rückt heißt “Swim” und ist sein sechstes Album.
Die Flüchtigkeit und Impulsivität des Elements Wasser haben Caribou zu seinen neun psychedelischen Dancetracks inspiriert. Diese sind ein Fluß aus Synthitropfen, Basswellen und Gesangsspritzern, begleitet von rhythmischen Geklöppel, Geläut und Gebimmel von vom Fluß lebenden Naturvölkern. Caribou gestaltet eine dichte und organische Soundscape, die ein leichtfüßiges Charisma ausstrahlt: ein Gefühl von Unbeschwertheit, dass vermittelt: es geht einzig und allein um die Erfahrung, weniger um die Konsequenz. Seine Klanggestaltung ist frisch und experimentell und kostet das Stereospektrum voll aus: Bedeutet: ein Soundfetzen, der eben noch auf dem rechten Ohr präsent war, verliert sich im nächsten Moment im Trommelfell des Linken und ist im folgenden Augenblick vielleicht ganz fort, weggespült im Fluß oder einfach ans Ufer geschwappt. Dort sonnen sich übrigens Erlend Oye und Anthony Hegarty, denn wie eine verklärte Mixtur aus deren Stimmen klingt Caribous Gesang.
“Swim” mag ein mathematisch verkopftes Muster zu Grunde liegen, doch in keiner Sekunde wirkt dieses von Caribou hölzern arrangiert, sondern frei, bunt und fließend. Ein außergewöhnliches Album , das sehr anregt und spitzbübisch zeigt: Mathe ist definitiv kein Arschloch!
Caribou – Sun
VÖ: 16. April 2010, City Slang (Universal)
http://www.myspace.com/cariboumanitoba
Caribou – Odessa
CARIBOU – Odessa from Caribou on Vimeo.