“We´re not Supermenz”
(Yuksek – Supermenz)
Eine junge Frau sitzt am Ufer der Seine und genießt die frühlingshafte Wärme, die nicht nur sie, sondern auch alle anderen Pariser magisch nach draußen zieht. Die Frau hat sich ein stilles Plätzchen am Fluss ausgesucht, abseits vom pulsierenden Gewibbel auf den Straßen und Promenaden, fern von Hipster-Chic und Haute-Couture. Auf dem Arm der Frau strampelt ein Neugeborenes, mit einem routiniertem Handgriff bettet sie es um und wiegt es hin und her, hin und her. Dabei bimmeln ihre großen glitzernden Kreolen, die sie sich ganz dem 80s Chic bewußt morgens noch schnell beim prüfenden Spiegelblick ans Ohr geheftet hat. Sonst wirkt ihr Outfit eher schlicht, pastell-farbene Wolle im puristischen Schnitt – Understatement halt. Doch irgendetwas trügt an diesem vermeintlich idyllischen Mutterglück. Liegt es an dem Alter der Frau? Dass man ihr nicht ganz abnimmt, dass der dünne Kajalstrich noch wenigen Monaten/Jahren zentimeterdick die Smokey Eyes betonte, das sanfte Rot der Lippen noch vor kurzer Zeit feuerroter Kussmund war, zu allem bereit? Dass der arty Basic Look früher eher auf extrovertiert gestellt war, ganz dem Stil der Pariser Partyszene verschrieben und die Frau als hipper Vamp und als DIE Vorzeige-Ische galt? Sie lächelt angestrengt als ich mich neben sie setze. “Früher”, sagt sie plötzlich, “früher, da hab ich kaum eine Party ausgelassen, jede Avantgarde Indieparty hab ich betanzt. Ach, ich hab sie alle gekannt, die, die jetzt groß sind. A-Trak, Fischerspooner, Digitalism, Boys Noize sogar. Es war ne heiße Zeit, progressiv, dynamisch, alles war neu irgendwie, der Reiz des Unbekannten. Doch jetzt ist das nichts mehr für mich. Also ich bin schon ab und zu noch unterwegs, aber es ist einfach nicht mehr so wie früher. Ich brauch auch meine Ruhe, alles ein bisschen sanfter angehen, weißt du? Ich bin jetzt Future-Pop und Chillout um es mal so auszudrücken.” Die Frau lacht gekünstelt und schüttelt dabei gleichzeitig den Kopf als könnte sie es selbst nicht glauben, dass SIE das gerade gesagt hat. Ich schaue auf die Uhr, gleich 9, puh, ging die Party doch länger als gedacht. “Und bei ihr hat sie anscheinend schon längst aufgehört”, denke ich mir heimlich. ” Wie alt sind sie?”, frage ich noch im Gehen. “30”, kommt die Antwort hastig und in einem Tonfall, der die Zahl mehr entschuldigt als verkündet. Ich nicke zum Abschied, ich glaube im Nachhinein fast ein bisschen mitleidig und auf den folgenden Metern denke ich mir noch: “Dafür bin ich eindeutig noch zu jung.”
Kitsuné Maison Compilation 9 – Petit Bateau Edition Or The Cotton Issue
VÖ.: 26. April 2010, Kitsuné (Rough Trade)
http://www.kitsune.fr
Washed Out – Belong
httpv://www.youtube.com/watch?v=pHKCw3dJhqA