DIE PÄPSTIN – Filmkritik

Sind wir so aufgeklärt und so emanzipiert, dass selbst der Gedanke an ein feminines Kirchenoberhaupt nicht mehr abwegig erscheint?

Im neunten Jahrhundert sah das jedenfalls noch ganz anders aus. Sehr bildlich und romangetreu kann man diesen Einblick auf der gerade erschienenen DVD von Sönke Wortmann „Die Päpstin“ gewinnen.

Die Protagonistin aus Donna W. Cross’ Buchvorlage Johanna ist ein wissbegieriges und überaus intelligentes junges Mädchen. Der Vater ist-wie zu dieser Zeit wohl nicht anders zu erwarten-konservativ und primär auf das erzieherische Wohl seiner beiden Söhne bedacht und empfindet es als reine Blasphemie das der ältere Bruder der Schwester Lesen und Schreiben lehrt. Unter Umständen gelingt Johanna die Flucht und die Teilnahme als erste Frau an der Scola. Hier wird in eingehenden Szenen ihr steiniger Weg gezeichnet. Weder ihre Mitschüler noch ihr Mentor können dem weiblichen Talent und dem Primus etwas abgewinnen und üben sich in Neid und Missgunst.

Aber dieser emanzipatorische Trubel ist Johanna nicht schon genug. Zudem gesellt sich vielmehr noch ein Konflikt mit der Frau des einfühlsamen Grafen Gerold (David Wenham), der die junge Frau bei sich zu Hause aufnimmt und sichtlich mehr als nur rein väterliche Gefühle für Johanna empfindet. Als Graf Gerold außer Haus ist intrigiert seine Frau eine Vermählung Johannas. Eben gerade als diese unter Gerolds Abwesenheit stattfinden soll greifen die Normannen an und man bekommt eine Vorstellung über die Grausamkeit des Mittelalter: Köpfe rollen, Schwerter klirren und Blut fließt in Mengen. Und das alles in einem Gotteshaus. Johanna überlebt das Massaker und flieht um fortan ihr Dasein als Bruder in einem Benediktinerkloster zu fristen. Hier tragen die Schauplätze des schönen Klostergartens und der Klosterhallen besonders zur Glaubhaftigkeit bei.

Über Umwege gelangt sie schließlich nach Rom und heilt den Papst (John Goodman) von seiner Gicht-Erkrankung. Wieder hat sich ihr Wissen und die Kräuterkunde ihrer heidnischen Mutter bewährt gemacht und Johanna den Weg geebnet. Von nun an steht sie dem Papst als Vertrauter zur Seite, was bisher dagewesene Vertraute natürlich missfällt und neue Steine in den Weg legt. Bis Johanna: Na der Titel gibt ja einen Hinweis darauf…

Der Film ist definitiv für Fans von historischen Dramen geeignet und Liebhaber von Kostümfilmen. Ich selbst fand, dass die Adaption sehr nah am Buch ist und somit Leser des Buchs nicht enttäuschen wird. Auch kann er durch die oft sehr passend gewählte Kulisse überzeugen und verliert nicht den roten emanzipatorischen Faden aus den Augen.

Schauspielerisch sehr passend besetzt ist jeweils Johanna verschiedenen Alters. Sowohl Tigerlily Hutchinson, noch mehr aber Lotte Flack spielen Johanna in jungen Jahren sehr überzeugend und liebenswürdi. Sich anschließend: Johanna Wokalek, die die burschikose junge Frau mit der ihr eigenen Art sehr glaubwürdig spielt und einmal mehr mit der ihr eigenen Spielart und Intonation begeistert. Auch wenn man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das Alles nicht aufgeflogen wäre.

Mühsam ist zuweilen manchmal der Einsatz der Erzählerstimme der die Szenen verbal unterstützen soll. Zudem wirkt der Film wegen des kompakten Handlungsstrangs manchmal überladen, da die Szenen sehr rasch wechseln um jedem Detail seinen Platz einzuräumen. Freunde des Buchs die sich ihr Kino im Kopf dazu schon beim Lesen mit vielen Bildern ausgeschmückt haben werden davon sicherlich profitieren und begeistert sein. Alle anderen die nicht wissen wann sie den Film schauen sollen: Sonntags. Bei schmuddeligem Wetter. Auf der Couch. Dafür ist der Film wirklich bestens geeignet.

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Die Päpstin (2010)
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Johanna Wokalek, John Goodman, David Wenham
DVD-VÖ: 8.April 2010, Paramount Entertainment Studios

httpvh://www.youtube.com/watch?v=yjiM4hNbheA