Nick Hornby ist ja nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt mehr, kennt man doch mittlerweile den lockeren Stil des britischen Musiknerds und dessen Lieblingsthemen: Liebe, Musik, Fußball – immer verbunden mit der Unfähigkeit der Akteure die richtigen Worte zu finden. Und auch für “Juliet, Naked” kehrt der Autor von “High Fidelity” oder “Fever Pitch” wieder zu seinem Spezialgebiet zurück.
Die Musik: Tucker Crowe ist ein gescheiterter amerikanischer Songwriter, dessen Ruhm nur noch in einem kleinen Fankreis existiert – diese sind dafür umso fanatischer und rätseln über die Gründe seines plötzlichen Verschwindens von der Oberfläche und seine aktuelle Lebenssituation. Diese sieht mal wieder düster aus: Der Vater vieler Kinder und Ex-Mann von noch mehr Frauen steht mal wieder vor dem Scherbenhaufen einer Beziehung – nur dass er dieses Mal als verantwortungsvoller Vater agierte und somit seinen Sohn aus der Beziehung mitnimmt. Seine anderen Kinder kennt er kaum, hauptsächlich weil er vor ihren Müttern Angst hat…und nunja…ein Taugenichts ist, der seit seinem letzten Auftritt vor über 20 Jahren nicht gearbeitet hat und sich viel lieber mit Büchern und Kunst beschäftigt als mit Familie und Gefühlen.
Die Liebe: Annie lebt im fernen England in einem kleinen Küstenkaff, das ihr genauso wenig gibt wie ihre Beziehung mit ihrem Freund Duncan. Die beiden waren irgendwann mal verkuppelt worden und sind seitdem mehr aus Gewöhnung als durch Liebe aneinander hängen geblieben, was sich nun allerdings ändern soll: Duncan ist großer Tucker Crowe-Fan und einer der ersten, dem das neue Crowe-Album zugeschickt wurde. Darauf befinden sich die Demo-Versionen des bis dato letzten Albums. Er ist begeistert und schreibt eine enthusiastische Rezension in einem Internetforum. Annie währenddessen findet die Demos nicht gerade prächtig und postet einen Zerriss – natürlich eine Hoheitsbeleidigung für den Crowe-Kenner Duncan, der sich in seiner Ehre verletzt fühlt.
Was sich wie zwei getrennte Geschichten liest, verbindet Hornby zu einem Beziehungsgeflecht, bei dem es sehr viel mehr um die zwischenmenschlichen Probleme der Akteure als um die Musik geht. Die Musik ist dabei nur Beiwerk, außer, dass sie der Ursprung von Duncans-Fanatismus ist und diese letztlich zu den ersten Rissen in der Beziehung Duncan-Annie führt. Letztlich ist “Juliet, Naked” einer der erwachsensten Romanen von Nick Hornby, der aber die typischen Probleme seiner Protagonisten und seinen gewohnten Stil mitbringt. Somit wie immer ein Genuss!
Juliet, Naked von Nick Hornby
304 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3462041392
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 3. September 2009
19,95 €