Stell dich vor meine Mitte,
leg dich in jede Figur,
werf dich in jeden meiner Schritte,
ich tanz für dich wohin du willst!
(Philipp Poisel – Wie soll ein Mensch das ertragen)
Woran liegt es nur, dass Liebeslieder in deutscher Sprache einem immer gleich peinlich sind, abgewunken und belächelt werden – ja richtig, geht ja gar nicht, man kann ja den Inhalt verstehen. Schnulze und Pop, geht erst recht nicht. Also eine klare Sache was wir von der neuen Philipp Poisel-CD “Bis nach Toulouse” halten, oder? Genau – wir finden sie toll!
Dem Stuttgarter, der auf dem Herbert Grönemeyer-Label Grönland seine CDs veröffentlicht, gelang schon mit seinem Debütalbum “Wo fängt dein Himmel an?” ein Überraschungserfolg und genau daran scheint er jetzt anzuknüpfen. Sehnsucht, unerfüllte Liebe, Ausbrechen – also die üblichen Themen, versammelt auf der Platte – alles gekonnt in eigenen Worten und mit absoluter Ehrlichkeit serviert, natürlich nicht immer ohne Kitsch, dafür aber mit größeren Songs als noch auf dem Debüt.
Da hätten wir die Single “Wie soll ein Mensch das ertragen“, als gutes Beispiel für die neue Qualität: Alles ist größer, die Gefühle, das Geschick des Songwritings und die Arrangements – das Ergebnis: Ein potentieller Radiohit, der so richtig schön auf die Tränendrüse drückt. Oder der namensgebende Song “Bis nach Toulouse“, über die Sehnsucht nach einer geliebten Person, deren Fehlen auch nicht im fernen Frankreich vergessen geht. “All die Jahre” schlägt in eine ähnliche Kerbe, während “Zünde alle Feuer” mit seiner positiven Gelöstheit Erinnerungen an “Als gäb’s kein Morgen mehr” vom Debüt weckt. “Im Garten von Gettys” scheint der Versuch zu sein, sich zum deutschen Jack Johnson aufzuschwingen, samt Surfer-Romantik – und selbst das gefällt. “Markt und Fluss” fängt dagegen sehr intim an, wie überhaupt der gesamte zweite Teil des Albums ruhiger und “kleiner” gehalten ist, und steigert sich erst nach und nach zum großen Ende. Abgerundet wird das Album von der Gänsehaut-Live-Version von “Ich will nur“.
Was am Ende bleibt ist ein durchgängig schönes Album zwischen Herzschmerz und Liebeskummer, das eben genau für solche Stunden den perfekten Soundtrack bietet, aber auch ansonsten eine gute musikalische Begleitung bietet. Gitarrenpop (wobei mit Gitarren die Akustikgitarre gemeint ist) mit gefühlvollen Texten eben, leicht zugänglich und schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen.
Philipp Poisel – Bis Nach Toulouse
VÖ: 27. August 2010, Grönland
www.philipp-poisel.de
www.myspace.com/philipppoisel
httpvh://www.youtube.com/watch?v=MnNZNfixTOw