THE GREAT BERTHOLINIS – Gradual Unfolding Of A Conscious Mind – Part 3

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I found the key
that brought together
all the broken hearts
(The Great Bertholinis – Lost The Key)

Acht Franken, die sich als Nachfolger der ungarischen Zirkusfamilie Bertholini ausgeben und die Musikwelt in der jüngsten Vergangenheit mit ihrem Balkanpop begeistert haben?
Das können nur The Great Bertholinis sein, die dieser Tage ihr neues Album „Gradual Unfolding Of A Conscious Mind – Part 3“ veröffentlichen. Dass die ungarische Abstammung ein biographischer Fake ist, mit dem die Nürnberger die Musikwelt bei ihrem Debüt narrten, ist mittlerweile bekannt – der immer wiederkehrende Vergleich mit Kaizers Orchestra wird beim neuen Album jedoch sicherlich auch immer wieder zu hören sein – denn die Möchtegern-Ungarn konzentrieren sich bei dieser Platte nicht mehr so sehr auf ihre musikalischen Balkan-Wurzeln, sondern richten den Blick mehr auf breitwandigen, orchestral instrumentierten Pop. Hier und da blitzen zwar immer noch oft genug die südosteuropäischen Elemente in Form von groß angelegten Bläserformationen und spritzigem, niemals verstaubt wirkendem Walzertakte durch, doch im Großen und Ganzen überwiegen im Vergleich zum Vorgängeralbum „Planting A Tree Next To A Book“ die poppigen Einflüsse.
„Run to hide“ lebt beispielsweise zunächst vom schon angesprochenen rhythmischen Dreivierteltakt, begleitet von knarzigen Bläsern – nur um im Refrain in einen melancholischen Reigen überzugehen, nur von einer Gitarre begleitet und mit verzerrtem Gesang ausgestattet: „You can’t always run to hide“ heißt es da, und das furiose Instrumentensolo, mit dem das Stück endet, scheint die Flucht des Protagonisten entsprechend zu bebildern.
„Lost The Key“ ist ein wunderbar melancholischer und sorgsam instrumentierter Schmachtfetzen – im absolut positiven Sinn – der einen in diesem Herbst an den vergangenen Sommer zurückzuerinnern und in schönste herbstliche Melancholie zu versetzen mag.
„Zucker Serenade“, ein kurzes aber umso knackigeres Stück hantiert mit unerwarteten Tempiwechseln wie eine ungarische Mutti mit dem Metzgermesser beim Zubereiten des Gulaschs, „The Things I Gave“ rattert und knattert zunächst rhythmisch und mit stakkatoartigem Gesang vor sich hin, um auch hier erneut in einem mitreißenden und sehnsüchtigen Refrain überzugehen.
The Great Bertholinis beherrschen versiert alle Spielarten des großen Pops – schnell und langsam, groß instrumentiert, aber auch die leisen Töne und sind in der deutschen Musiklandschaft mit ihrem Stil einzigartig.
Ein Album, das Spaß macht – von vorne bis hinten!
In mangel eines offiziellen Videos gibt es unten eine Homeversion von “Time Machine” vom letzten Album.

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The Great Bertholinis – Gradual Unfolding Of A Conscious Mind – Part 3
VÖ: 22.10.2010 (Hazelwood Vinyl Plastics / Rough Trade)
www.bertholini.de
www.myspace.com/thegreatbertholinis

httpvh://www.youtube.com/watch?v=QQPr9_nfMdc