You waited a decade
For me to come find you
There’s never been a chance so rare
I was just stumbling out on a prosthetic love
And there had never been someone so real
This was love
And I was such a tyrant destroyer
As you sat sinking in my head
Love, and I was such a tyrant destroyer
As you sat sinking in my head
(Twin Shadow – Tyrant Destroyer)
Für das neue Jahr 2011 sollte man sich vor allem den Namen Twin Shadow merken. George Lewis Jr. , der dieses Ein-Mann-Projekt im heimatlichen Brooklyn, New York zum Leben erweckt hat, hat mit „Forget“ eins DER Alben des Jahres geschaffen, das seinen Erfolg 2011 sicherlich noch vergrößern wird.
„Forget“ ist Album des Monats in der Bedroomdisco – Zeit einmal einen genaueren Blick auf das Prachtstück zu werfen, das Lewis uns da mit unglaublicher Lässigkeit entgegengeschleudert hat.
„Forget“, Twin Shadows Debütalbum ist eine unglaubliche und wundersame Mischung aus Elektropop, New Wave-Elementen, 70er Jahre-Psychedelic und so vielen anderen Elementen und Einflüssen, die sich zu dem einzigartigen Sound vermischen, der Twin Shadow aus- und unwiderstehlich macht.
Beispiele gefällig?
„Slow“ zum Beispiel klingt so frappierend nach einem in die tiefsten 70er geschleuderten Morissey, dass man zunächst einmal zweimal hinhören muss um sich zu vergewissern, dass es nicht wirklich der Smiths-Sänger ist. Hat man die erste Verwunderung überwunden, bemerkt man die konfuse Mischung aus zuckenden 70er Jahre Psychedelic-Beats, New Wave-artigen Synthiesounds und Lewis verhalltem Gesang – Zutaten, die zunächst nach Retro-Drogentrip klingen, einen aber in ihrer Seltsamheit mitten ins Herz treffen. Lewis’ Songs sind seltsame Ohrwürmer, die so unfassbar catchy sind, dass man es selber manchmal gar nicht glauben kann, in welcher Intensität sie sich ins Ohr bohren.
„Tyrant Destroyed“ ist ein zunächst nur schleichender Groove, der sich dem Hörer von hinten nähert und ihn umso gewaltiger umhaut. Lewis’ Gesang ist in den Strophen fast schon ein geheimnisvolles Flüstern, das im Refrain nur merklich durch subtil eingesetzten Hall und vor allem durch die verspielte Synthiemelodie verstärkt wird. Mit wenigen, aber dafür umso treffsicherer eingesetzten Mitteln schafft Lewis hier eine musikalische Welt, die vor sakraler Schönheit nur so strotzt und an das fragile Songwriting von The National erinnert.
Die Texte beschäftigen sich mit den urbanen Wurzeln des New Yorkers, reichen von rätselhaft-mystisch bis hin zu melancholischen Liebesliedern wie eben „Tyrant Destroyed“.
„When we’re Dancing“ beginnt wie ein klassischer 80er Jahre-Popsong mit poppigen Synthiebeats – drohende Belanglosigkeit wird hier aber verhindert durch den Spannungsaufbau des Songs und durch die im Folgenden immer vielseitiger werdende Instrumentierung, die einen einmal mehr auf diesem Album in seinen Bann ziehen wird.
„Tether Beat“ ist ein sphärischer Klangteppich, der mit düsteren Percussions beginnt, die sich bald mit zirpenden E-Gitarren und 80er-Jahre-Synthies verbinden, und der sich wunderbar unter Lewis’ düsteren Gesang legt – ein Song wie ein Thriller, ein wenig bedrohlich, aber unglaublich spannend. „Does your heart still beat?“ wiederholt Lewis immer und immer wieder und genauso brennen sich seine Worte auch ins Hirn des Hörers.
„Castles in the snow“ ist der wohl catchieste Song und mit seinem eingängigen Refrain das Herzstück des Albums: “You’re my favourite daydream / I’m your favourite nightmare / Everything I see looks like gold / Everything I touch turns cold“ singt Lewis vor futuristisch anmutenden Elektrosounds, und man möchte meinen, dass es eher heißen könnte: Everything I touch turns gold – denn die Songs auf „Forget“ sind allemal Gold wert.
Twin Shadow – Forget
VÖ: 12.11.2010 (4AD / Beggars / Indigo)
www.twinshadow.net
www.myspace.com/thetwinshadow
Twin Shadow – Castles In The Snow Directed by Jamie Harley from Twin Shadow on Vimeo.