“Delicacies are usually quite disgusting things that are enjoyed by a small group of people.
Lots of the music that we listen to fits this description and this label is a forum for us to put out some disgusting music for the few that like that sort of thing.”
Das sagt die eine Hälfte von Simian Mobile Disco, Jas Shaw, dem Resident Advisor auf die Frage hin, inwiefern sich ihre neue Delikatessen Musik von bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet. Interessant. Simian Mobile Disco haben also mit ihrem neu gegründeten Label “Delicacies” und dem darauf erscheinenden gleichnamigen Album ein Forum für hässliche Musik gestaltet. Das kann ich eigentlich so nicht stehen lassen.
Aber erst mal zu den Delikatessen. Auf ihren großen Tourneen rund um den Globus sind James Ford und Jas Shaw so einigen kulinarischen Exoten begegnet. Schnell entstanden daraus titelgebende Ideen,wie für das Label (“Delicacies”), für die neue Clubreihe (” Delicatessen”) und für jeden Song ihrer dritten LP. Tiel wie “Nerve Salad”, “Thousand Year Egg” oder “Skin Cracker” wie sie auf “Delicacies” zu finden sind zeugen davon, auch wenn man sich gar nicht vorstellen mag, welche Gaumenfreude sich dahinter verbirgt.
Offensichtlicher dagegen ist tatsächliche die musikalische Neuorientierung Simian Mobile Disco und damit ist nicht gemeint, dass sie jetzt angeblich hässliche Musik machen. Nein, Simian Mobile Disco haben mit “Delicacies” ein waschechtes Technoalbum produziert, in dem vom ersten euphorischen Elektroalbum “Attack,Delay, Sustain, Release” kaum mehr etwas übrig bleibt und die Club-Vorboten, die “Temporary Pleasure” schon lieferte nun zum Programm macht.
Neun Tracks zählt “Delicacies”, alle sind sie zwischen sieben und zehn Minuten lang und verzichten vollständig auf Vocals. Allein der pumpende Technobeat regiert. Basslastig wummert er dahin und hält meist nur kurz inne um wabernd-sphärischen Build Ups Gehör zu leihen. Gleichauf zum Wumm Wumm sind die hellen Synthie-Bleeps, die in jedem Song stetig mit dem Rhythmus dahin tröpfeln. Sie sind akustische Lichtblicke in der technoiden Düsternis, die Simian Mobile Disco auf “Delicacies” kreieren. Ich fühle mich an die Soundscape und Atmosphäre eines U-Bootes erinnert, der konstante Druck des Wassers sorgt für ordentlich Bass und der Stahlkörper des U-Bootes qieutscht und ächzt in regelmäßigen Abständen.
“Delicacies” mag sperriger als seine Vorgänger sein, zuweilen auch zu repetetiv, aber trotzdem ist es ein erstklassig produziertes Techno -Album, das in der Hochkonjunktur des Baller-Elektros glücklicherweise den musikalischen Ausweg gefunden hat.
Simian Mobile Disco – Delicacies
Vö.: 10. Dezember 2010, Delicacies/Cooperative Music
Homepage von Simian Mobile Disco
Simian Mobile Disco – Sweetbread ( Achtung Ekelfaktor, Achtung Fleisch Porno! Disgusting! )
httpv://www.youtube.com/watch?v=3eECBZ-kt44