Love comes and goes like it knows what it wants to do
it’s here then it’s there, doesn’t really seem to care
if I’m in or out with you, where love is today
then it changes in a blink of an eye
and I will stand here forever if I believe I could ever
feel the same way again in time…
(Julia Stone – Where does the love go?)
Erst letztes Jahr veröffentlichte die Australierin Julia Stone noch mit ihrem Bruder Angus das wunderbare gemeinsame Album „Down the way“; nun kommt sie auch schon mit einem eigenen Soloalbum um die Ecke. Da bekannt ist, dass die gemeinsamen Alben der Beiden nicht unbedingt in unmittelbarer Coproduktion entstehen, sondern beide unabhängig stets ihre eigenen Songs schreiben und diese dann auf der schlussendlichen Platte erst zusammenführen, verführt dazu, Julias Soloalbum vorschnell als Angus & Julia Stone-Platte minus Angus abzustempeln – aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Lebt die geschwisterliche Zusammenarbeit doch maßgeblich von einer Balance aus akkustischer Leichtfüßigkeit und emotionaler Dichte, weicht diese Balance auf “The Memory Machine” zugunsten einer gespenstischen Schwere. Julia geht mit dieser Platte an einen wesentlich dunkleren Ort.
Das Album lebt vor allem durch ein seltsames Old Hollywood-Feeling – das Artwork lehnt sich an alte amerikanische Gruselstreifen-Filmposter an; und die Songs haben einen altmodischen, gespenstischen Hang, einen Hauch des alten Hollywood-Glamours, der klassischen Dramatik des “Golden Age” der Traumfabrik. Passend dazu ist das Video zur ersten Single „Maybe“ wie ein alter Gruselklassiker gestaltet – grobkörnige Bilder, ein Spiel aus Schatten und Licht – und spiegelt damit die Songs des Albums perfekt filmisch wieder.
Der wohl größte Ohrwurm und zugänglichste Song ist wohl „Where does the love go?“, das sich bei der vergangenen Tour schon als einer der Publikumslieblinge herauskristallisiert hatte. Ein bittersüßer Song über eine verflossene Liebe, über zwei Menschen die sich einfach auseinandergelebt haben und eines Morgens feststellen, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. „Where does the love go?“ fragt sich Julia immer und immer wieder zur Akkustikgitarre, die begleitet wird von melancholischen Klarinettensoli – die Antwort darauf wird jedoch nicht gegeben.
Markenzeichen der Songs bleibt Julias fragile, stets zerbrechlich wirkende, mädchenhafte Stimme, die in der schon erwähnten ersten Single „Maybe“ den charakteristischen gespenstischen Sound verbreitet, der in fast allen Songs dominiert. „Don’t be scared, I’m not here for your heart / don’t be scared I’m not here for your reasons / don’t be scared I’m just here fort he radio / that’s playing in the background / while you’re asking me to go“ heißt es darin, und die Streicher im Hintergrund verstärken die düstere Stimmung, das bedrohliche Feeling des Stücks.
“My Baby” ist ein leidenschaftlicher Schmachtfetzen mit Streicherbegleitung, “Catastrophe“ hingegen ist einer der wenigen etwas schnelleren Songs, ein außergewöhnlich fröhlicher Schunkler, der sich gemütlich in den Gehörgang walzt und mit Bläserbackground aufgemotzt wird, „Lights inside this dream“ schleicht wie eine Stummfilmszene vor sich hin, eine Klarinette lauert neben Julias Gesang und erzeugt damit eine sofortige Gänsehaut.
“The Memory Machine” fühlt sich wirklich an wie ein alter Film – ein bildgewaltiges Musikstück, tatsächlich eine reine Erinnerungsmaschine, eine Art Traumfabrik für sich.
Julia Stone – The memory Machine
VÖ: 31. Januar 2010 (Flock Music)
www.myspace.com/juliastonemusic
httpvh://www.youtube.com/watch?v=avke-UqzEWo