Mir geht es gut, mir geht es gut!
(Allen – Zeit der Trauer)
Es gibt solche Filme, die aufgrund ihres Themas erstmal eine Zeit lang im Regal stehen oder die Grundlage eines Stapels bilden. Mal passt der Film nicht zur Stimmung des Abends, mal findet sich nicht die richtige Gruppe für Schauspieler oder Beteiligte zusammen, mal entscheidet man sich einfach für einen anderen Film. Bei einem Film mit einem Titel wie “Zeit der Trauer“, ist die Lage natürlich noch etwas schwieriger, denn wann hat man nach einem harten Arbeitstag bzw. in einer Runde mit Freunden schon mal Lust sich einen anscheinend depressiv-stimmenden Film über eine Familie anzuschauen, die den Verlust des Sohnes, Bruders bzw. Freundes zu verdauen hat? Wir haben uns trotzdem nicht abschrecken lassen und uns den Film mit Pierce Brosnan, Susan Sarandon und Newcomerin Carey Mulligan zu Gemüte geführt!
In Bennetts Leben läuft alles nach Plan – der 18 jährige steht kurz vor seinem Abschluss, er gehört zu den Jahrgangsbesten und ist überall beliebt. Am letzten Schultag fasst er sich endlich den Mut seine Jugendliebe Rose anzusprechen und landet prompt mit ihr im Bett. Doch anstatt großer Liebe und gemeinsamer Zukunft, kehrt sich das Blatt als auf dem Heimweg das Auto von einem Lastwagen gerammt wird und Bennett stirbt. Zurück bleiben seine trauernden Eltern, sein Bruder und Rose, die dazu auch noch schwanger ist. Obwohl die beiden nur eine Nacht zusammen verbracht haben entscheidet sich Rose dafür das Baby zu behalten und zieht zu Bennetts Familie. Dort wird sie mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Während Familienoberhaupt Allen, der versucht für seine Familie stark zu sein, sie mit offenen Armen empfängt, kämpft seine Frau Grace täglich mit dem Wissen ihren Erstgeborenen verloren zu haben und begegnet der jungen Frau mit Abneigung. Während jeder seinen eigenen Weg sucht mit dem Verlust umzugehen, vergehen die Monate…doch wirklich besser wird es nicht.
Ein Film dessen Mittelpunkt der Handlung schon zu Beginn verschwindet und der sich ab dem Zeitpunkt hauptsächlich mit der Bewältigung der hinterlassenen Leere beschäftigt – sicherlich keine leichte Kost und auch kein leichtes Thema für eine Verfilmung. Wenn man jedoch dem Werk von Regisseurin Shana Feste eine Chance gibt, erlebt man einen Film, der sehr feinfühlig mit der Geschichte und den Gefühlen der Personen umgeht. So ist eine der stärksten Szenen gleich zu Beginn die Autofahrt nach der Beerdigung, in der eigentlich nichts passiert, aber man sieht wie die einzelnen Person ihren Weg der Trauer wählen. Pierce Brosnan glänzt mal wieder in der Rolle des starken Familienmenschen, dessen perfekte Fassade mit der Zeit allerdings immer mehr Risse bekommt, während man mit Susan Sarandon und der jungen Carey Mulligan gleichwohl passende wie auch gute weibliche Gegenparts gefunden hat. Ein insgesamt sehr gutes Regiedebüt der jungen Regisseurin Feste, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, und die mit dem Film den Verlust ihres eigenen Bruders verarbeitet.
The Greatest (USA 2009)
Regie: Shana Feste
Darsteller: Pierce Brosnan, Carey Mulligan, Susan Sarandon, Johnny Simmons, Aaron Johnson
DVD-VÖ: 19. November 2010, Universum Film GmbH
httpvh://www.youtube.com/watch?v=TfjNuq9Yq3s