„It might be impractical to seek out a new romance
We wonʼt know the actual if we never take the chance
Iʼd like to collapse with you and ease you against this song
I think weʼre compatible, I see that you think Iʼm wrong“
(TV on the Radio – Will Do)
Nach einigen Nebenprojekten der Bandmitglieder (Dave Siteks Maximum Balloon und Gitarrist Kyp Malones grandiosen Rain Machine) im Jahr 2010, veröffentlichten TV on the Radio am 15. April ihr viertes Studioalbum. Es ist der direkte Nachfolger der in 2008 viel gefeierten ‘Dear Science‘-Platte.
Eines Vorweg: Das neue Album von TV on the Radio ist anders als die Vorgänger und trotzdem schafft es die Band ihren unverwechselbaren Stil beizubehalten. Es fehlen die Hits, die Übersongs, lange sucht man ein neues ‘Staring at the Sun‘, ein ‘Wolf Like Me‘, ein ‘DLZ‘. Es fehlen auch die Verspultheit und der experimentelle Charakter einer ‘Return to Cookie Mountain‘, sowie die Funkyness von ‘Dear Science’. Und trotzdem funktioniert dieses Album durch eine neue, poppige Zugänglichkeit.
Dies erreichen die New Yorker durch eine glatte Produktion, die an Siteks Maximum Balloon erinnert, und den vermehrten Einsatz von elektronischen Elementen. Das ganze hört sich in den schnellen Nummern nicht wirklich inspirierend an, funktioniert aber besonders in den ruhigen Songs. Das fantastische ‘Forgotten‘ baut eine für die Band düstere und gefährliche Atmosphäre auf, die durch fast lethargische Vocals unterstützt wird. Musikalische Dystopie in Bestform. ‘Will Do‘, die erste Single, handelt von unkontrollierbarer und unerwiderter Liebe und erinnert in seiner Struktur an einen einfachen Popsong.
Schnörkel und rhythmische Spielereien sucht man vergebens und allein Tunde Adebimpes markante Stimme drückt diesem Song den markanten TV on the Radio Stempel auf. Diese Einfachheit zahlt sich in sofern aus, dass der Song schon beim ersten Hören ins Ohr geht und dort bleibt. Dies ist generell ein Vorteil der gesamten Platte. Die bisherigen Alben der Brooklyner waren nicht unbedingt einfach zugänglich, man musste sich den Zugang besonders bei ‘Return to Cookie Mountain’ erst erarbeiten. Dieser Vorgang fällt bei ‘Nine Types of Light‘ weg, was kurzfristig gesehen von Vorteil ist, aber ob die Platte mit ihrer Simplizität längere Zeit begeistern kann, wird sich erst zeigen müssen.
Auch ‘Killer Crane‘ schafft es den Hörer durch Strukturwechsel, Gesang und Einsatz eines Banjos in seinen Bann zu ziehen. Zuckersüss und fast kitschig umhüllen den Hörer die für TV on the Radio spärlich eingesetzten Instrumente und der Gesang, bevor er im letzten Viertel des Tracks in einen musikalischen Sonnenaufgang geführt wird, der von Warmherzigkeit und Ehrlichkeit geradezu strahlt. ‘Nine Types of Light’ ist schwierig zu bewerten. TV on the Radio haben mit ihren letzten beiden Platten so stark vorgelegt, dass es ein nur guter Nachfolger schwer hat. Keine Frage – das Album ist klasse, doch an die Faszination der beiden herausragenden Vorgänger vermag es nicht ganz anknüpfen. Dafür finden sich auf dem Album zu wenig Überraschungen, breite Flächen und gefällige Melodien herrschen vor. Unterm Strich ist ‘Nine Types of Light’ ein gutes Album, dass jedoch unter der Last seiner fantastischen Vorgänger leidet.
Anspieltipps: Will Do, New Cannonball Run, Forgotten
TV On The Radio – Nine Types of Light
VÖ: 15. April 2011, Interscope
www.myspace.com/tvotr
www.tvontheradio.com
Tour:
23.06.11 München Muffathalle
24.06.11 Berlin Astra Kulturhaus
05.07.11 Köln Live Music Hall