I found a tape in my backgarden
A blue cassette covered in dirt
And through the dust the reel start turning
And play some memories started up
(Friendly Fires – Blue Cassette)
“Pala” nennt sich die neue Friendly Fires LP. Der Albumtitel ist hierbei einer Dystopie von Aldous Huxley entlehnt. Diese handelt von einer Insel auf der Drogen mit erzieherischem Effekt eingesetzt werden, tantrischer Sex zum guten Ton gehört und Papageien permanent positive Parolen kreischen.
Die englische Band Friendly Fires muss sich nun der Hürde des berühmt-berüchtigten zweiten Albums stellen. Die 2009er Single ‘Kiss of Life’ deutete schon an, wohin der Weg geht. Es gibt also jede Menge 80er Disco Kitsch gepaart mit abgefahrenen Percussions. Produziert wurde ‘Pala’ von Paul Epworth, der sich auch schon für die Debütalben von Bloc Party und Maximo Park verantwortlich zeigte. Epworth ersetzt die verträumten Gitarren und den Shoegaze Einfluß des ersten Albums durch größere elektronische Flächen und mehr 80er bzw. Disco Elemente. Leider wirkt die komplette Platte ein wenig überproduziert und das Songwriting tut sein übriges zu diesem Eindruck. Die erste Single ‘Live Those Days Tonight’ ist gleichzeitig Opener und schon hierbei verliert sich die Band in ihrem eigenen Songgeflecht. Man weiß nicht wirklich wo die musikalische Reise hingeht und wünscht sich ein wenig mehr Konsistenz. Einige Tracks auf ‘Pala’ sind zwar sehr poppig, aber nicht wirklich eingängig.
Doch schon beim zweiten Song zeigen die Friendly Fires, dass es auch anders geht: ‘Blue Cassette’ ist ein Hit, hier ergänzt sich der Stil der Band wunderbar mit Paul Epworths Produktion und lässt eine sonnengetränkte Pop-Perle entstehen. Wenn man den ekstatischen Refrain „As I hear your voice, it sets my heart on fire“ hört, fühlt man sich an einen einsamen Strand mit einer verdammt guten Party versetzt. ‘Running away’ presst eine Vielzahl an cheesy 80er Sounds zu einem Disco-Diamanten, der sich gewaschen hat. ‘Show me lights’ kratzt teilweise schon wieder arg an der Kitsch-Grenze, kann aber doch durch klickende Keyboards, tiefe Bässe und Steeldrum (endlich!) überzeugen.
Insgesamt ist ‘Pala’ eine gelungene Platte, die jedoch nicht an die Genialität des Vorgängers aus dem Jahr 2008 heranreicht. Dafür lief bei der Produktion leider zu viel falsch und auch das Songwriting war auf dem Debüt ansprechender. Am Besten: Sich selber ein Bild vom Album machen und dann entscheiden, ob einem die Produktion gefällt. Falls nicht, kann man sich immer noch mit einer Handvoll guter Songs trösten. Bei der Meinungsfindung sollte euch der Hype Machine Stream helfen. Viel Spaß.
Anspieltipps: Blue Cassette, Show Me Lights
Friendly Fires – Pala
VOE: 13. Mai 2011, XL Recordings
www.wearefriendlyfires.com/
www.myspace.com/friendlyfires