Am I the right guy for you?
Probably not.
(PS I Love You – Get Over)
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich inzwischen wieder ein Jahr länger auf diesem Planeten rumkrieche, denn ich habe das Gefühl ich werde alt. Zumindest habe ich mich so gefühlt, als ich das erste Mal ‚Meet Me At The Muster Station’ von PS I Love You gehört habe, denn im ersten Moment war das für mich ausschließlich eins: lauter Krach. Hätte ich Kinder, hätten sie damit wahrscheinlich die optimale Waffe gefunden um mich zu entnerven.
Glücklicherweise bin ich weder Vater von Teenagern, die sich gegen ihre Eltern und für ihre eigene Überzeugung aufrichten, sondern bin mehr oder, inzwischen, minder selbst noch in der Situation der Teenager. Deswegen hört sich ‚Meet Me At The Muster Station’ im ersten Moment zwar trotzdem noch nach Krach und Lärm an, aber ich bin noch offen genug und nicht zu versteift mich in die Platte rein zuhören und ja, man mag es kaum glauben, sogar nach einiger Zeit hineinzufühlen.
Und so entwickelt sich aus anfänglicher, gefühlter Ohrenvergewaltigung ein Gefallen an der Ungestümtheit, Rauheit und den scheinbar unkontrollierten musikalischen Gefühlsausbrüchen. Man kann sich die beiden Kanadier förmlich vorstellen, wie sie voll Wut auf Eltern, die Welt und die Liebe in der hauseigenen Vorstadthausgarage randalieren bis nicht mehr liegt und steht wo es hingehört. Dabei wird aber eine Ästhetik an den Tag gelegt, wie sie bei keiner Abrissorgie seit Menschengedenken hervorgebracht wurde.
Dass sich dabei der Gesang von Paul Saulnier teilweise mehrfach zu überschlagen scheint unterstreicht das Gefühl der blinden Wut und Unzufriedenheit welche einen durchs Ohr in den ganzen Körper fließt. Dabei wirken die ganze Kraft und Energie, die er und Benjamin Nelson in ihre Instrumente und Stimme dreschen keineswegs, wie eine unaufhaltsame Lawine, sonder vielmehr, wie eine Böe, die schon an der nächsten Klippe gebrochen und in sich zusammen fallen kann.
Somit entsteht eine Komposition der entfesselten Gefühle, die jedem Teenager, der gerade den ersten Liebesschmerz und die Entfremdung von den Auffassungen der Eltern erlebt die Freudentränen in die Augen schießen lässt. Denn zur Bewältigung von Gefühlen, die man noch nicht versteht oder vielleicht auch nie wird und um die Eltern in den Wahnsinn zu treiben ist ‚Meet Me At The Muster Station’ geradezu prädestiniert. Spießige Nachbarn wird man aber auch ordentlich den Ohrenschmalz zum kochen bringen, wenn man nach Hause kommt und „aus Versehen“ den Lautstärke-Regler voller Genuss ein wenig zu weit aufdreht.
PS I Love You – Meet Me At The Muster Station
VÖ: 13. Mai 2011, Paperbag
www.myspace.com/psiloveyouband
http://paperbagrecords.com/artists/ps-i-love-you
httpvh://www.youtube.com/watch?v=km_zLgN_MuU