You’re like a fucking rainbow
just let me revel in your bloom
(Fink – Honesty)
Dass es Menschen gibt, deren Tag nicht auf 24 Stunden begrenzt zu sein scheint und die darüber hinaus über eine schier unerschöpfliche Vielzahl an verschiedenartigen Talenten verfügen, ist unfair, aber eine zu akzeptierende Gegebenheit. Besser zu ertragen ist das dann, wenn man als Normalsterblicher zumindest an den so entstehenden kreativen Ergüssen teilhaben kann: Wunderkind Fin Grenall alias Fink, der bereits in den 90ern sein Unwesen als angesagter Techno DJ trieb, lässt sich ohne weiteres dieser Spezies zuordnen, war er doch neben seiner Tätigkeit als Produzent auch als Songwriter für Künstler wie Amy Winehouse und John Legend tätig und veröffentlichte scheinbar im Vorbeigehen insgesamt vier Studioalben mit seinem Bandprojekt Fink.
Während die drei Vorgängeralben des Bristolers noch stärker den scheinbar unausweichlichen Trip-Hop-Wurzeln seiner Heimatstadt verpflichtet sind, ist sein neuestes Werk etwas vom elektronischen Pfad abgekommen und präsentiert sich in fast gänzlich folkigem Federkleid. So zwitschert Grenall spätsommerliche Melodien zu erdiger Akustikgitarre und wagt sich gar an den dezenten Einsatz von filigranen Geigenarrangements.
‘Perfect Darkness‘ ist, wie schon die Vorgängeralben, auf Ninja Tunes erschienen und ist weniger düster geraten als der Albumtitel vermuten lässt. Auf den ersten Blick schnörkellose Melodien, die sich erst auf Songlänge voll entfalten und sich von Purismus und klanglicher Zurückgenommenheit emanzipieren, erinnern zumindest strukturell an Folk-Größen wie Bon Iver. Eine zentrale Funktion nimmt der Gesang Grenalls ein, wobei die Explizität des gewählten Vokabulars bewusstes Stilmittel und Stimmungsträger darstellt.
Neben dem Titelgebenden ‘Perfect Darkness‘, dem mit 6:39 Minuten längsten Stück des Albums, stellt vor allem das balladeske ‘Fear is like Fire‘ einen frühen Höhepunkt dar: Gesang und Refrain muten hier derart 90ies an, dass das Stück ebenso gut auf einem Unplugged-Tonträger der Stone Temple Pilots seinen Platz finden hätte können, was in diesem Fall keineswegs negativ zu verstehen ist. ‘Berlin Sunrise‘, das letzte Stück des Albums, kündet von der unausweichlichen Vergänglichkeit aller Dinge und ist in seiner ganzen trägen Melancholie ein nostalgischer Abgesang Auf das Ende des Sommers.
Als zu recht komplexestes Werk des Engländers gehandelt, ist ‘Perfect Darkness’ eines dieser Alben, das erst durch mehrmaliges Hören wächst und sich voll entfaltet, einen dann aber nur schwer wieder loslässt.
Fink – Perfect Darkness
VÖ: 10. Juni 2011 Ninja Tune (Rough Trade)
www.finkworld.co.uk
www.myspace.com/finkmusic
httpvh://www.youtube.com/watch?v=6c0yPkhTtAE