LADYTRON – Gravity The Seducer

Inside the sudden loss of air
Impressions in despair oh why
Oh why the slightest whispering
As pistol sirens ring goodbye

(Ladytron – Ambulances)

Ätherischer und melodiöser sollte es werden, das fünfte Studioalbum des Liverpooler Synthiepop-Quartetts Ladytron, das Mitte September erscheinen wird. Bereits das psychedelisch anmutende Album-Cover von ‘Gravity The Seducer‘ deutet an, dass man sich klanglich etwas vom mitunter aufgeregten Electroclash-Pop entfernt hat und stattdessen neuen, zurückgenommeren Klang-Welten entgegensteuert.

“Now, surrender with me. Cause we´re walking in our sleep, (…), where we won´t, won´t be found” hauchen uns Helen Marnie und Mira Aroyo gleich im Opener unisono entgegen und entführen in mystische Klangwelten, in denen weiße Elefanten zwischen magischen Luftspiegelungen und Mondpalästen wandeln. Nicht nur die sphärische Mid-Tempo Ballade ‘90 Degrees‘ wirkt wie der Soundtrack zu einer Neuverfilmung der ‘Unendlichen Geschichte‘, auch die bereits im Mai erschienene Single ‘White Elephant‘ kündet mit elfenhaftem Gesang zu den für Ladytron so signifikanten Synthieklängen und dezenten Bläsern, welche die filigrane Melodie unterlegen, von einer neuen, fantastischen Entrücktheit. Im zugehörigen Videoclip bewegen sich die Bandmitglieder in 20er- Jahre Kostümen als gelangweilte Partygesellschaft durch barockes Interieur und unterstreichen so den Anbruch einer neuen – wenngleich in der mit Ladytron so verbundenen Rückbezogenheit – alten künstlerischen Dekade.

Das Album wurde, fernab von Großstadtlärm und eiliger Geschäftigkeit, im beschaulichen Städtchen Kent eingespielt, dessen Abgeschiedenheit vielleicht mitverantwortlich für die neue Bedächtigkeit ist. Während ältere, treibende Nummern wie etwa das energetische ‘Destroy Everything You Touch‘ vom 2007 erschienenen Album ‘Witching Hour‘ fast gänzlich fehlen, besticht ‘Gravity The Seducer’ eher durch seine melodiöse Ausgeglichenheit und entfaltet auf Gesamtlänge gar eine düstere, fast majestätische Eleganz, für die sich auch Co-Produzent Simon Barnicott mitverantwortlich zeichnen dürfte, der bereits Bands wie Placebo oder den Editors zu ihrem typischen Sound verholfen hat.

Songs wie ‘Ambulances‘ oder das auch auf dem Best Of Album ‘Ladytron 00-10‘ enthaltene und bereits vielfach geremixte Ace of Hz sind mitreißende Nummern, die sich sowohl auf alte Stärken besinnen, als auch neue Elemente einzubringen wissen. ‘Aces High‘, letzter Track des Albums und augenzwinkernde Hommage an einen alten Iron Maiden Song, könnte als ironischer Seitenhieb auf die vielkommentierten 80er Jahre Sound-Anleihen verstanden werden bzw. dazu dienen, das eigene 80ies Faible etwas aufs Korn zu nehmen. Einziger Wermutstropfen ist die auf Albumlänge vielleicht etwas zu gleichförmig formulierte Gelassenheit, der man eine gewisse Leidenschaftslosigkeit unterstellen könnte.

Ladytron – Gravity The Seducer
VÖ: 9. September 2011 Nettwerk (Soulfood)
www.ladytron.com

httpvh://www.youtube.com/watch?v=7cKEy0BFfQw