PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION – Filmkritik

Manche Dinge sollte man nicht verändern.

(Caroline – Planet der Affen: Prevolution)

Erinnerungen können ja so trügerisch sein. Nicht umsonst hinterlässt Franklin J. SchaffnersPlanet der Affen‘ in den nebulösen Erinnerungen der Kindheit einen dermaßen bleibenden Eindruck zurück, der beim Wiedersehen aber leider relativ schnell Ernüchterung weichen muss. Trotz Trash-Faktor en masse erliegt man aber dann doch wieder der Faszination des Sujets und gerade das Ende des Streifens wirkt so konsequent wie auch ironisch, bedenkt man die sonstige Weltanschauung Hauptdarstellers Hestons.

Vier mäßige Fortsetzungen und ein noch mäßigeres Remake/Reboot/Reimagining/Whatever später hat 20th Century Fox vor einigen Jahren die äußerst originelle Idee eines taufrischen Startes ersponnen. Ideenlose Bankrotterklärung mag man zurecht schimpfen, aber fairerweise sollte man ‘Planet der Affen: Prevolution‘, so der deutsche Titel, durchaus eine Chance geben. Das liegt nicht nur am Hauptdarsteller James Franco (127 Hours) und seinen hervorragenden MitstreiterInnen (John Lithgow, Freida Pinto, Brian Cox, Tom Felton), sondern natürlich gerade auch am herzzerreißenden Spiel vom eigentlichen Protagonisten Caesar (Andy Serkis im CGI-Gewand).

Aber erstmal zur Handlung: Franco spielt einen Wissenschaftler namens Will Rodman, der sich nicht nur aus wissenschaftlichem Ehrgeiz der obsessiven Entwicklung eines Wundermedikamentes hingegeben hat. Dabei entspringt einem zunächst missglückten Experiment bald ein Kind-Ersatz in Form vom verdächtig smarten Affenbaby Caesar. Diese unvorhergesehene Entwicklung passt recht gut in der persönlichen Agenda Rodmans, der seinem an Alzheimer erkrankten Vater Charles (Lithgow) zu heilen versucht. Natürlich wird ihn das und noch so einiges bald an die Grenzen seiner ethischen Vorstellungen stoßen lassen, aber das ahnt man ja bereits.

Selbstredend merkt man die exzessive Nutzung von Effekten, aber bei den Szenen, auf die es ankommt, funktioniert die diesmal wirklich oscarreife Darstellung eines computergenerierten Charakters zweifelsfrei. Im Zeitraffer erlebt man die Entwicklung Caesars zu einem eigenbrötlerischen Charakter, der in einer berührenden Szene Will fragt, ob er denn ein gewöhnliches Haustier sei. Trotz der ehrlichen Verneinung seines Ersatzvaters kommt man nicht umhin, über diese kurze Szene immer wieder nachzudenken. Natürlich währt die Idylle nicht lange und nach der irreparablen Verschlechterung von Vater Charles’ Gesundheitszustand, wird auch die Außenwelt auf Caesar’s Existenz aufmerksam, die ihm prompt einen unfreiwilligen Aufenthalt im Tierheim beschert. Ab hier verschiebt sich der Fokus, denn die menschlichen Darsteller weichen dem Sammelsurium an illustren Leidensgenossen Caesars. Fast wie in einem klassischen Gefängnisdrama muss unser neuer Hauptdarsteller zunächst mal die Machtverhältnisse umkrempeln und sich gegen das Alphatier behaupten. Ein kurzes Stelldichein in Wills Labor verhilft seiner neuen Familie dann auch sogleich zu erheblich gesteigerten kognitiven Fähigkeiten und die Revolution der Affen beginnt.

Leider erlahmt hier der Film etwas, denn so gut Andy Serkis auch spielt, die schiere Anzahl an CGI-Affen ermüdet den Zuschauer dann doch. Schade, da bspw. der Konflikt an der Golden Gate Bridge hervorragend in Szene gesetzt wurde. Es mag den Sehgewohnheiten heutiger Blockbuster vielleicht entsprechen, aber ein sensibles Drama dann im dritten Akt doch zu reiner Effekthascherei verkommen zu lassen, ist in dem Fall verschenktes Potential. So wirkt auch das unvermeidbare Ende dann irgendwie gehetzt, was dem Film dahingehend auch an Balance etwas schadet. Erfreulicherweise wird dabei aber nebenbei beantwortet, warum die Menschheit einer solche Revolution auf längerer Sicht nichts entgegensetzen konnte. Eine Erklärung die jedoch leider allzu sehr an Terry Gilliams12 Monkeys‘ erinnert.

Nichtsdestotrotz hat Regisseur Rupert Wyatt eine potentielle Katastrophe weit umschifft, hält die anfänglich hervorragende Qualität aber leider nicht lange durch. Seine Darsteller weiß er auch lediglich nur begrenzt zu nutzen, am Ende bleiben schließlich sämtliche menschlichen Charaktere bis auf Will nur Staffage. Das ist an sich immerhin konsequent, da man letztendlich doch nur mit Caesar sympathisiert.

Planet der Affen: Prevolution (USA 2011)
Regie: Rupert Wyatt
Darsteller: James Franco, Tom Felton, Andy Serkis, Freida Pinto, Brian Cox, John Lithgow, Tyler Labine, David Hewlett
Kinostart: 11. August 2011, 20th Century Fox

httpvh://www.youtube.com/watch?v=BjV1ze-dQH0