Clap Your Hands Say Yeah kamen 2005 aus dem Nichts und lösten mit ihrem brachial guten Debütalbum bei Kritikern und Musikfans gleichermassen Schnappatmung aus. Geprägt war die erste Platte durch einen kräftigen und bassorientierten Sound und die jugendliche Leichtigkeit, die häufig in Sturm und Drang Attitüden ausuferte. Mit “The skin of my yellow country teeth” hatten Clap Your Hands Say Yeah sogar einen richtigen Hit vorzuweisen, der sich wunderbar in den Rest der kleinen, verschrobenen Pop-Perlen einreihte. Auch ‘Some Loud Thunder’ war kauzig und speziell, aber sogar noch undurchdringbarer und abseitiger als das Debüt. Die Reihenfolge der Songs war wirr und der Zugang zu ‘Some Loud Thunder’ ungefähr so einfach, wie die Einreise nach Nordkorea. Trotzdem schaffte es die Band sich aus ihrem Keller in die Herzen aller nerdigen Indie-Fans zu spielen, was nicht zuletzt an Alec Ounsworths sehr speziellen Stimme liegt. Dieser scheint nämlich seit mindestens 2005 unter den Folgen eines dauerhaft anhaltenden Stimmbruches zu leiden. Besserung ist nicht in Sicht. Nun erscheint vier Jahre später der neue Longplayer der Brooklyner Band mit dem Titel ‘Hysterical’.
Die ersten beiden Songs überraschen mit Geradlinigkeit und einer gehörigen Portion Pop. ‘Same Mistake’ und ‘Hysterical’ erinnern an die erste Platte der The Pains Of Being Pure At Hearts und setzen sich mit ihren einfachen und einprägsamen Melodien sofort in den Gehörgängen fest. Bei beiden Tracks ist der Enthusiasmus der Band deutlich zu fühlen und man nimmt den Clap Your Hands Say Yeahs ab, dass sie es noch einmal richtig wissen wollen. Wunderbar unterstützt werden sie durch die Produktion von John Congleton (Explosions In The Sky, Okkervil River, The Mountain Goats, Modest Mouse). Leider wird die Qualität der ersten beiden Songs nicht gehalten. ‘Into Your Alien Arms’ kann noch mit einem verschrobenen Gitarrensolo punkten, ‘Siesta (for Snake)’ hingegen driftet in ungewohnt übertriebene Schnulzigkeit ab. ‘Idiot’ erinnert in seiner Belanglosigkeit fast schon an Fahrstuhlmusik und selten war das Wort Lückenfühler angebrachter. Zum Schluss noch ein Lichtblick: ‘Yesterday, Never’, das durch satten Synthie-Sound und wunderbar chaotische Passagen brilliert. Viele Songs erwecken eher den Eindruck einer soliden Erwartungserfüllung, auch wenn sich die Band redlich bemüht, Relevanz zu generieren und zu alten Stärken zurück zu finden.
Insgesamt erreichen die Clap Your Hands Say Yeahs auf ‘Hysterical’ ein wenig mehr Tiefe und Fläche im Sound, was zunächst gar nicht schlecht ist. Doch leider verlieren sie auch von ihrem verquerten Do-It-Yourself-Charme, der alles immer ein wenig daneben, sehr krumm und schief, aber dadurch auch besonders, klingen lies. Ob sich für die Band der Schritt in die Konformität gelohnt hat, ist mit diesem Album schwer zu sagen. Momentan sitzen sie noch ein wenig zwischen den Stühlen und werden es schwer haben alte Fans zufrieden zu stellen und neue Fans zu finden. ‘Hysterical’ ist ein angenehmes Stück Musik, aber leider weit davon entfernt ein Hitalbum zu sein.
Clap Your Hands Say Yeah – Hysterical
VÖ: 09. September 2011 (Cooperative/Universal)
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