Come home, come home again!
Would you come, come home again
Come home, come home again!
Would you come somehow somewhere?
(In The Belly Of A Whale – Electric Ocean People)
Als das Quartett Electric Ocean People im letzten Jahr im offenbacher Hafen 2 zu Gast war, spielten sie noch ein kostenloses Konzert am Sonntagnachmittag zusammen mit der befreundeten Künstlerin Tellavision, die nun übrigens auch auf dem Album zu hören ist. Wenn man sich das Feedback der Presse so ansieht, sind die Zeiten von solchen Gratisauftritten sicher bald Vergangenheit. Die Intro zum Beispiel scheut den Vergleich von Björk und der Stimme von Sängerin Julia nicht und steckt den Sound in die gleiche Schublade wie The Notwist.
Wer sich das Debütalbum Belly of a Whale anhört, wird aber schnell feststellen, dass diese Vergleiche mehr als nur berechtigt sind. Die Hamburger haben nicht etwa eine Nische für ihren ganz eigenen Klang gefunden, sondern diese vielmehr selbst geschaffen. Im Prinzip liefern sie mit dem Titel der Platte, die 12 Stücke enthält, auch gleich die präzise Beschreibung ihrer Musik mit: elektronische Rhythmen, Beatloops, Klangkollagen und Hi Hat-Teppiche gepaart mit instrumentalen Elementen von Trompeten und Klavier und dazu eine bezaubernd fröhlich-melancholische Stimme, wobei alles immer ein wenig an die maritime Heimat der Band erinnert. Eine musikalische Ästhetik, die es schafft, scheinbar weit Entferntes so zueinander ins Verhältnis zu setzten, dass es sich fast widerstandslos zusammenfügt und in Harmonie aufgeht. Vielleicht ist es das, was einige Stimmen als seltsam entrückt an diesem Klang bezeichnen. Sicher, eine feste Kategorie dafür gibt es nicht, alles oszilliert zwischen Singer/Songwritertum, Pop, Indie, Ambient und sogar seichtem Electro, was der Grund sein könnte, warum man sich so seltsam zu Hause fühlt beim Hören dieser Platte. Man kann bei jedem Song die Authentizität erkennen, die von Außen unbeeinflusste Aufnahmephase des Albums, das in in völliger Eigenregie in einer hamburger Turnhalle fast ausschließlich live eingespielt wurde. Sofort denkt man an den Bauch des Wals, in dem Pinochio nach langer Odyssee wieder zu seinem Vater fand, an die sonntägliche Gemütlichkeit, bei der man solche Märchen gelesen hat, herbstlicher Regen, der gegen Fenster prasselt.
Sollte man aus den vielen potenziellen Lieblingsliedern der Platte einige hervorheben müssen, dann wäre es natürlich der Titelsongs des Albums “In The Belly Of A Whale“, in dem sich viel im Hintergrund abspielt, Guitarren, Gesang und Elektronik perfekt verschmelzen zu einer plätschernden Ballade. Oder auch “Dear Astronaut“, bei dem es mehr um Melodie, Arrangement und Tempo geht. Allen Stücken gemeinsam sind aber die kindliche-naiven, aber doch bis ins Detail durchkompononierten Texte und Motive, die maßgeblich für die erfrischend-melancholische Atmosphäre verantwortlich sind.
Ein weiteres Album, das man uneingeschränkt empfehlen kann für graue, verregnete Herbsttage aber auch bei wieder besserem Wetter!
Electric Ocean People – Belly Of A Whale
VÖ: 11. November 2011 (Brutkasten)
www.myspace.com/electricoceanpeople
httpv://www.youtube.com/watch?v=9bpDPggBcm0&feature=related