Renaissance Man ist ein Projekt aus Finnland, bestehend aus zwei Multitalenten. Wenn Alroundtalentiertheit der “kleinste” gemeinsame Nenner ist, dann liegt der Name Renaissance Man auch schon fast auf der Hand. Der ideale Renaissancemensch nämlich vereinigt Interesse für Kunst und Wissenschaft, führt diese zusammen und macht beide Bereiche wechselseitig füreinander nutzbar. Genau dieses verbindende Moment lässt auch die erste LP der Finnen erkennen, die sich in einen Architekturbüro kennen lernten, einer Designstudent, der andere Architekt. Im Oktober kommt jetzt nach zahlreichen Remixen für namhafte Künstler, wie Noob & Brodinski, Harvard Bass und Crystal Fighters, und ebenso vielen EPs ihr Debütalbum ‘The Renaissance Man Project’ auf Tigas Label Turbo Recordings auf den Markt.
Nach eigener Aussage in einem Interview ist die Platte nicht ohne Einschränkungen für den exzessiven Clubbesuch gedacht, sondern eher ein musikalisches Experiment, ein koherentes Werk, dass zum vollständigen Anhören einlädt. Das gelingt auch, denn die LP, hat man sich erst ein mal reingehört, hat viel zu bieten und das auch abgesehen von der Quantität der 11 Titel plus einem hidden Track, der eine Hommage an das goldene CD-Zeitalter ist.
Vorab wurde bereits die Single mit dem Albumopener und Namensgeber ‘What do you do when you do what you do’ veröffentlicht (mehr dazu hier). Einer der Remixe auf der Single stammt von Matthew Herbert, der sich sich nicht nur musikalisch als eine gute Wahl herausstellt, sondern – da er selbst durch äußerst experimentelle Veröffentlichungen wie zuletzt ‘One Pig’ und ‘One Club’ auf sich aufmerksam macht– auch konzeptuell gut ins Gesamtbild der Platte passt. Gleich der zweite Titel lässt die Vorliebe für überraschende Klangkombinationen erkennen. Bei ‘Nonsensus‘ wird der Takt von einem Pingpongball vorgegeben, ergänzt von einem lässigen Bass und elektronischen, sphärischen Melodien. Weiter geht die Reise durch die Soundkollagen mit ‘Stalker Humanoid‘, der wohl die zweite, sehr tanzbare Auskopplung werden wird. Ein housiger Beat untermalt mit naturgeräuschen, die sich immer mehr zurücknehmen und einem orientalischen Intrumental weichen. Darauf folgt ‘Damon Nabru‘, der mit Feuerwerkselementen aufwartet. So ließe sich die Liste noch um einige Bezüge erweitern bis hin zu Jazzassoziationen in ‘Nikolai Kopeloi‘. Abwechslungsreich, intelektuell, aber nicht verkopft fasst vielleicht die Ästhetik dieser LP zusammen und die Diagnose der nicht DJ-Untauglichkeit kann auch getrost vergessen werden, denn ‘Natty Jussi‘ und ‘S.O.S.‘ beweisen eindrucksvoll das Gegenteil.
Renaissance Man – The Renaissance Man Project
VÖ: 31. Oktober 2011, Turbo
http://soundcloud.com/renaissance-man
httpvh://www.youtube.com/watch?v=EKi3f9ez4uQ&feature=player_embedded&noredirect=1