Das Ordnungsprinzip für jede Gesellschaft ist der Krieg, die Autorität eines Staates über sein Volk beruht auf seiner Kriegsmacht. Heute geht es um Öl, morgen um Wasser. Das sind die Königsdisziplinen des Geschäftemachens: Waffen, Öl und Drogen. Aber wir haben da ein Problem. Friedliche Zeiten sind Gift für uns. Frieden ist gleichbedeutend mit Stillstand.
(Gerry – The Veteran)
Robert Miller (fantastisch: Toby Kebbell) kehrt nach seinem Einsatz als Soldat in Afghanistan in seine Heimat, ein ärmliches und heruntergekommenes Viertel im Norden von London, zurück. Traumatisiert und depressiv versucht er wieder Fuß in einem normalen, zivilen Leben zu fassen, wird jedoch zusehends desillusioniert, als ihm klar wird, dass seine militärischen Fähigkeiten im zivilen Leben keinerlei Anwendung finden. Gebeutelt von Langeweile und Perspektivlosigkeit entschließt sich Robert auf Anfrage eines zwielichtigen Regierungsbeamten (Tony Curran) eine islamistische Terrorzelle auszuspionieren. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass der pflichtbewusste Veteran Opfer einer Verschwörung ist und gnadenlos ausgenutzt wird. Die Grenzen zwischen gut und böse verschwimmen zusehends, Gangster, Agenten und selbst den Bewohnern seines Viertels kann nicht mehr getraut werden. Kurzerhand entschließt sich Veteran Toby einmal so richtig aufzuräumen und lässt die Bombe platzen.
Nach dem eher durchwachsenen Regiedebüt ‘The Vanguard’ befasst sich Matthew Hope in ‘The Veteran’ mit Terrorismus, sozialer Ungerechtigkeit und den Nachwirkungen des Krieges auf das Individuum. Manchmal fällt es schwer, sich auf eines der Kernthemen zu konzentrieren und man ist sich nicht sicher, ob Hope in Richtung Actionfilm, Kriegstrauma oder Konspirationsthriller gehen will. Trotzdem schafft es der Regisseur, in jedem Moment schnell auf den Punkt zu kommen und glänzt mit routinierter und gleichsam passender Inszenierung. Niemals scheint den Zuschauer die komplexe Handlung zu erdrücken und auch das Tempo ist feinfüllig gewählt. Action, die punktiert und dosiert eingesetzt wird, und Story stehen in einem guten Verhältnis. Größtes Problem von The Veteran dürfte wohl Hauptcharakter Robert Miller sein. Es fällt verdammt schwer sich auf ihn einzulassen, denn obwohl Toby Kebell den eiskalten Profi mit psychischem Knacks mehr als überzeugend mimt, sucht man vergebens eine Identifikationsfigur. Robert wird ausschließlich durch sein Handeln definiert, Motivation oder Beweggründe bleiben außen vor und daher bleibt der Charakter leider blasser, als er sein müsste.
‘The Veteran’ ist ein solider Film, der es schafft den Zuschauer zu unterhalten. Schauspieler und Settings sind gut gewählt, die Dialoge gehen durch die Bank weg in Ordnung. Nachdem der Film sich die meiste Zeit nicht entscheiden kann, was für ein Genre er denn sein will, schwillt er in den letzten 15min zu einem stringenten Thriller an. Sobald der Antiterrorkampf in den Hintergrund tritt und der wortkarg leidende Held emotional verkrüppelt die Notbremse zieht, wird es noch einmal richtig spannend. The Veteran ist ein intelligenter, düsterer Thriller, der durch sein ruppiges Ende und die gute Inszenierung zu einem unterhaltsamen B-Movie wird.
The Veteran (UK 2011)
Regie: Matthew Hope
Darsteller: Toby Kebbell, Brian Cox, Tony Curran
DVD-VÖ: 18. Oktober 2011,Pandastorm Pictures