Mit jedem Satz den ich hier verlier werd ich weniger wahr.
Mit jedem Wort das mich verlässt werd ich weniger.
Mit jedem Meter den ich geh steh ich in der Ferne und verlass den Bereich von dem ich mal wusste wie weit er reicht.
Und je öfter ich es sing umso weniger wird’s.
Jeden Meter den ich geh,
Jedes Wort das ich verlier,
Umso weniger wird es.
(PeterLicht – Neue Idee)
In einer Welt in der sich Thees Uhlmann auf der Bühne als Barack Obama des Indie-Rock bezeichnet, ist PeterLicht der Retter des Abendlands für Studenten, Intellektuelle und Musikliebhaber, die sich nicht vor dem Genre Pop fürchten. Denn wo es musikalische kritisch, weil kitschig, wird, bleibt man als Hörer trotzdem noch mit sperrig gezeichneten doppelten Böden und inhaltlich vertrackten Inhalten zurück…und wenn selbst das nicht mehr reicht, bleibt immer noch das Phantom-Dasein des Kölner Autors und Musikers, das es einem doch irgendwie leicht macht, die Musik zu mögen. So auch die Musik der neuen Platte ‘Das Ende Der Beschwerde‘.
Ein Phantom, das nicht gefasst werden will, das wir uns nicht anmaßen wollen zu fassen, weshalb wir es damit halten, wie er es selbst letztens in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung verlauten ließ: “In Liedern heben sich die Worte auf und lösen sich. Am Ende geht es dann um den Sound und das Gefühl, das dabei entsteht.” Also mal nicht im Wörter-Nebel nach Bedeutung und tieferem Sinn stochern, sondern einfach mal ganz subjektiv sagen, welche Gefühle, die Songs von ‘Das Ende Der Beschwerde’ in einem persönlich bewirken. Vielleicht das einzige Stückchen Wahrheit, das ich als neuer Jünger des Pop-Phantoms anbieten kann…
Bedrohlich beginnt das fünfte Album mit ‘Sag Mir, Wo Ich Beginnen Soll‘, denn PeterLicht referiert darin, spricht sich in Rage, während sich musikalisch ein Äquivalent aus Bass, Schlagzeug-Hieben und Gitarren-Riffs zusammenbraut, um in der Mitte eine Tür zu öffnen, die Farbe zu wechseln und etwas Hoffnung auf einen Wechsel aufkeimen zu lassen, doch dann wieder zum vorherigen Model zurück zu kehren. ‘Wir Sollten Uns Halten‘ wirkt dagegen wie Balsam auf die Wunden, lässt Pop so wirken, wie er am besten ist: Einfach, direkt und eingängig. Ähnlich verhält es sich dann auch mit dem Rest der Platte, der mal oberflächlich naiv wirkt, mal melancholisch süß und sich trotzdem nicht abnutzt. So läuft ‘Neue Idee‘ seit dem ersten Mal hören hoch und runter und reizt ohne Abnutzung immer noch zum mitsingen, wie es nur wenige, große Pop-Hymnen schaffen.
‘Meine Alten Schuhe (Große Sonne Verbrennt Ganzes Geld)‘ ist hingegen etwas zu dick aufgetragen und vielleicht einen Tick zu kitschig, mit all seinen Clap-Samples und seinem 90iger-Pop-Appeal. ‘Das Ende der Beschwerde / Du Musst Dein Leben Ändern‘ entschuldigt dafür direkt mit ein paar der tollsten Zeilen der Platte: “Du blickst in die Herde und wartest auf das Ende der Beschwerde. Und denkst dir: Gesellschaft ist toll, wenn nur all die Leute nicht wären. Du, du, du, du, du und dein Leben. Du, du, du, du. Ihr beide müsst dein Leben ändern.”
‘Schüttel Den Barmann!‘ nimmt dann noch mehr das Tempo raus und lässt es gemächlich angehen, umschwebt den Hörer eher, hält ihn aber durchgängig an der Stange, lässt PeterLicht ausnahmsweise relativ simple, wenn auch skurrile Bilder aufzeigen und fügt sich ansonsten nahtlos in die sehr homogene Platte ein.
‘Das Ende Der Beschwerde’ zeigt PeterLicht eben nicht genügsam oder kritiklos, aber als Schöpfer großer Pop-Melodien, als versierter Spieler zwischen sperrigen lyrischen Bildern und eingängigen Songs und als Schöpfer von Strophen, die man sich nicht schämt mitzusingen.
PeterLicht – Das Ende Der Beschwerde
VÖ: 28. Oktober 2011, Motor
http://peterlicht.de
httpvh://www.youtube.com/watch?v=d3WRxgWUVAA