I carved our names into a tree
I walked on decomposing leaves
I skated on the frozen sea
It’s real as far as I can see
(Real Estate – It‘s Real)
Real Estate beweisen mit ihrem zweiten Longplayer gekonnt, dass weniger manchmal mehr ist. Selten in diesem Jahr hat ein so simples und bewusst einfaches Pop-Album eine solche Faszination ausgeübt wie ‘Days‘. Es gehört zu dieser Art von sympathischen Aufnahmen, die entstehen, wenn man einfach mal macht. Hier wird sich nicht verfrickelt und Hypes oder Trends existieren im Wortschatz der vier Jungs aus New Jersey anscheinend nicht.
Der Opener ist schlicht ‘Easy‘ betitelt und verweist auf eine sorgenfreie Einfachheit. Wenn Martin Courtney „If it takes all summer long/ Just to write one simple song/ There’s too much to focus on/ Clearly there is something wrong“ singt, dann beschreibt er praktisch das Leitmotiv für ‘Days’. Sommerliche Unbeschwertheit und das Leben junger Menschen in kleinen Städten stehen im Mittelpunkt der zehn Songs. Erzählungen von Sorglosigkeit, glücklichen Erinnerungen und der Schönheit der Alltäglichkeit strahlen eine Wärme und Herzlichkeit aus, wie man sie heute nur noch in wenigen Songs findet. Schon im zweiten Track wird klar, dass der entspannte Surf-Pop von Real Estate wegen Matt Mondaniles Gitarrenspiel so überragend gut funktioniert. Denn die meisten Songs setzen sich aus den selben Grundzutaten zusammen: Nass klingende-Reverb Gitarren, entrückter Gesang, gediegenes Tempo, warmer Sound und relaxte Atmosphäre. Doch dann kommt Matt und akzentuiert einige Songs, wie eben ‘Green Aisles‘. Er gibt ihnen durch wunderbar psychedelische oder einfach dem Konzept entrissene Spitzen ein Form, ein Stück Exklusivität. Und so ist Matt auch für die einige der besonders herausragenden Songs auf ‘Days’ verantwortlich: Da ist zum Beispiel der Übersurfsong ‘It‘s Real‘, bei dem sich The Drums besser vor Scham verstecken sollten. Von so einem ausgeklügelten und in seinem Songwriting erwachsenen, aber gleichzeitig unbeschwert leichtfüssigen Song können die New Yorker nur träumen. Doch auch das ätherisch-schwerelose ‘Out Of Tune‘ wird durch sein Gitarrenspiel veredelt und mit Substanz angereichert. Trotzdem: Auch wenn die Songs von Matt profitieren, er spielt sich niemals in der Vordergrund.
Real Estate schaffen mit ihrem zweiten Longplayer ‘Days’ ein Album, dass schon nach dem ersten Hören fasziniert. Einfache Melodien mit vielen Wiederholungen ergeben wunderbare Schrammelpopsongs für den dieses Jahr nur kurz aufblitzenden Sommer. Doch Bands wie Best Coast, Tennis oder Wavves haben ja schon bewiesen dass Sommer nicht nur eine Jahreszeit ist, sondern auch eine Einstellung, ein State of Mind. Und um die Zeit zu überbrücken bis man endlich wieder am Strand sitzen kann, lauscht man am besten den Klängen von Real Estate und ihren Geschichten vom Umherfahren im Auto, unter Bäumen sitzen oder auch einfach von Sonnenstrahlen auf staubigen Fenstern. Denn die kann man genauso wie Days auch im Winter genießen.
Real Estate – Day
VÖ: 14. Oktober 2011 (Domino Records/ Goodtogo)
www.myspace.com/realestate