Took a little pill to see your face
Fell asleep in your embrace
I wrote in blood
I wrote in blood
We can leave now, just drive away
Only you and me, we could leave today
Let’s take a chance, like we used to
We can go back, find something new
(Still Corners – I Wrote In Blood)
Das in Seattle ansässige Plattenlabel Sub Pop weiß seit jeher zu überzeugen und auch zu überraschen. War man zu Beginn Wegbereiter der lokalen Grunge-Szene und gilt immer noch als DAS Entdecker-Label von Nirvana, hat sich der Wind seitdem etwas gedreht und die Signings der letzten Jahre zeigen vor allem eins: man lebt am Nabel der Zeit und lässt sich nicht auf einen Sound reduzieren. So war die Verwunderung groß als man CSS unter Vertrag nahm, als man zuletzt mit Washed Out die Frontfigur der Chill Wave-Bewegung verpflichtete gab es nur noch anerkennendes Nicken.
Doch eins bleibt, neben der Vorreiterstellung von Sub Pop: die Qualitäten und das Potential eines jeden Signings, egal in welchen Genre sie agieren, kann man keinem der Label-Acts absprechen! So auch bei den Still Corners, die vor ein paar Wochen ihr Debütalbum ‘Creatures of an Hour‘ via Sub Pop vorlegten?
Sowohl Ernest Greenes Washed Out, als auch die Musik der Still Corners kann im weitesten Sinne unter dem Pop-Siegel laufen lassen. An der Stellen, an der Washed Out jedoch die Abzweigung via entspanntem Synth-Flackern wählt, trennen sich die Wege der beiden musikalischen Projekte. Denn als entspannt kann man vielleicht das Tempo der Songs von ‘Creatures of an Hour’ bezeichnen, die Grundhaltung und Stimmung, die sie vermitteln ist jedoch eine ganz andere, was wohl auch in den Einflüssen der Band, in deren Zentrum das britisch-amerikanische Duo Tessa Murray und Greg Hughes steht, liegt. Denn deren Sound, der häufig auch als cinematographisch oder filmisch bezeichnet wird, resultiert in den Einflüsse der Band, die sich von italienischen Horrorfilmen und anderen atmosphärischen Werken bzw. auch von diversen Soundtrack-Arbeiten von Ennio Morricone (u.a. ‘The Untouchables‘ oder ‘Spiel mir das Lied vom Tod‘) beeinflussen ließ.
Und somit ist ‘Creatures of an Hour’ vor allem eins: düster bzw. atmosphärisch, jedoch nicht erdrückend oder schwer, sondern vielmehr auf seine Art leichtfüßig…oder um es mit dem Begriff auszudrücken, den die Band selbst geprägt hat: Pop Noir. Dieser funktioniert dann auch am besten direkt im Opener ‘Cuckoo‘, einem schleichendem Ohrwurm, mit hallender Orgel, einem einfachen Drum-Beat und dem wundervoll schwebendem und dahin gehauchten Gesang von Tessa Murray. ‘Circulus‘ funktioniert dann mit ähnlichen Zutaten, nur etwas treibender. Dabei sorgt das Orgel-Gedudel für den richtigen Tick ‘Scary Movie’, hat es doch diese unheilstiftende Schiefe, die einen sonst häufiger im Kinosessel unruhig umher rutschen lässt. ‘I Wrote in Blood‘ lässt dann die Western-Einflüsse Revue passieren – eine einfache Gitarren-Grundmelodie, darüber ein paar wabernde Akkorde. Erst mit dem Einsatz der Orgel, verschwindet der Wüstensand und man ist wieder zurück im Still Corners-Universum.
Wenn man der Band böses will, kann man es hiermit belassen, sind doch die Grundzutaten der Songs alle erwähnt: die Texte werden mal intim, mal geisterhaft gehaucht, die Orgel sorgt für Gänsehaut, die Produktionsästhetik bedient sich immer wieder beim Allheilmittel Hall und Gitarren wabern mal durch den Raum (‘Endless Summer‘), mal umspielen sie das Glockenspiel wie im märchenhaften ‘The White Season‘. Doch auch wenn sich die Band nicht in Variabilität ergeht, bleiben die Songs von ‘Creatures of an Hour’ doch ein sehr konsequente und ungemein schön atmosphärische Ansammlung von Liedern, die auf ihre düster Art und Weise sehr eingängig oder gar catchy sind.
Still Corners – Creatures of an Hour
VÖ: 14. Oktober 2011, Sub Pop
http://stillcorners.tumblr.com
http://stillcorners.bandcamp.com
httpvh://www.youtube.com/watch?v=uL8ATo1Qpuk