A lost seafarer, alive
Has returned home
A lost seafarer, live
Has returned home
A diver comes
(Sigur Rós – Sæglópur)
2007 veröffentlichten Sigur Rós ihren ersten Film namens ‘Heima‘. Dieser war eine reduziert-akkustische Hommage an Island, die mit ihren farbenfroh melancholischen Bildern begeisterte. Im harten Kontrastprogramm steht die aktuelle Veröffentlichung ‘INNI‘, die auf den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig Premiere feierte und sich aus Aufnahmen von zwei Konzerten im Londoner Alexandra Palace zusammensetzt. Dieses Konzerte wurden in 2008 gespielt und waren die beiden letzten Live Termine der Band bevor sich Jónsi seiner Solo Karriere widmete. ‘INNI’ war somit die totemische Veröffentlichung der Band und sollte die klaffende visuelle Lücke zwischen Sigur Rós als Personen und Sigur Rós als Musikern schliessen.
Regisseur Vincent Morisset präsentiert die Band um Frontmann Jónsi in minimalistischer und monochrom verrauschter Schwarz-Weiß Ästhetik und schnell wird deutlich, dass es bei ‘INNI’ eben nicht um Island oder die Band an sich geht, sondern nur um die Musik von Sigur Rós. Optisch regieren ungewöhnlich nahe und damit auch bewusst intime Close-Ups. In jedem Moment ist der Zuschauer extrem dicht am Geschehen, die Band und ihre Musik stehen zu jeder Zeit im Mittelpunkt und selbst das Publikum kann man meist nur erahnen. Dadurch wird ein intensives Bild- und Klangerlebnis entwickelt, das gepaart mit dem Stil der Band in einer surreal-sphärischen Atmosphäre mündet. Unterstützt wird diese faszinierend entrückte Stimmung durch die analoge Nachbearbeitung der eigentlichen HD-Aufnahmen. Das HD-Material wurde auf 16mm Film gebannt, projiziert und ein weiteres Mal durch Glas und verschiedene Prismen abgefilmt. Ziel dieser Technik war es einen stark ausgeprägten impressionistischen Look zu erzeugen, der den Zuschauer von seinem Raumverständnis löst und damit noch näher an das musikalisch-intime Erlebnis führen soll. Und somit ist ‘INNI’ eben doch mehr eine künstlerische Erfahrung, als ein normaler Konzertfilm.
Neben den 75 Minuten für die Augen liegen dem Paket noch zwei Audio CDs bei, die das komplette Set aus den Konzerten im Alexandra Palace beinhalten. Auf den beiden Silberlingen werden in 105 Minuten 15 Tracks aus allen fünf Studio Alben der Band dargeboten. Mit der klar ausdefinierten Produktion wird die Grundlage für das Gelingen des Projektes gelegt und über die komplette Doppelalbenlänge wird ein klarer und kräftiger Sound erzeugt. Neben den schon bekannten Tracks findet man auf ‘INNI’ zudem noch das bisher unveröffentlichte Lúppulagið, eine ambiente Piano Ballade, die als Anti-Klimax ein herzzerreißend schöne Wirkung entfacht und den Hörer zufrieden aus dem Konzerterlebnis entlässt.
‘INNI’ bedeutet das Innere und ist genau wie ‘Heima’ ein sprechender Titel, denn ‘INNI’ bezieht sich nur noch auf den musikalischen Kern der Band. Dies wird nicht nur in der visuellen Aufbereitung, sondern auch in der akustischen Darbietung des Materials deutlich. Sowohl das eng mit Sigur Rós verbundene Streicherquartett Amiina, als auch solche progressiven Spielereien, wie Chöre oder eine eigene Horn Sektion fehlen diesmal. Und trotzdem ist ‘INNI’ ein Erlebnis. Denn wenn man mit Heima mehr über die Band und ihre Herkunft erfahren konnte, eröffnet sich mit ‘INNI’ die musikalisch-vertrackte Welt von Sigur Rós. Und das es sich lohnt diese zu betreten, dürfte mehr als bekannt sein.
Sigur Rós – INNI
VÖ: 04. November 2011 (Pias/ Krunk Records/ Rough Trade)
http://www.sigur-ros.co.uk
http://www.myspace.com/sigurros