With it all before you, how could it ever go wrong
When water mirrors for you and all that you look on
Just a glimmer from the way beyond
But you’re lost today, you’re lost today
In each and every tide things are lost
Things we must not lose sight of
No matter if you’re tired
Why suppose oracles can let you know
(The Maccabees – Glimmer)
Erwachsenwerden, Weiterentwicklung oder einfach Veränderung des Musikgeschmacks der beteiligten Musiker – ändert sich der Sound und die Stimmung einer Band massiv, liegen die Erklärungsschablonen schon bereit. Gerade wenn es sich um junge, meist zuerst stürmische Indie-Bands handelt. Aktuelles Beispiel: The Maccabees, deren Debütalbum 2007 für viel Aufregung im britischen Blätterwald sorgte, der Lobeshymnen auf das vor Kreativität und ungestümer Abwege überbrodelnde ‘Colour It In‘ beschwor und sich auch zwei Jahre später im Zweitwerk ‘Wall of Arms‘ bestätigt sah: Hier bewegt sich etwas, den Maccabees gehört die Zukunft.
Manch eine Band ist an solch einem Erwartungsdruck schon zugrunde gegangen, nicht so die fünf Londoner, die mit ‘Given To The Wild‘ so etwas wie das erste wirklich große Album in 2012 veröffentlicht haben. Wo die NME schon den Todschlag-Vergleich ‘The Suburbs‘ raushaut, bieten einige Parallelen doch viel mehr noch den Vergleich zum letzten Foals-Album ‘Total Life Forever‘ an. Denn beide Alben zeigen ähnlich große Entwicklungen in der Fähigkeit der Bands zur Konstruktion ihrer Songs und beinhalten für sie bisher eher untypische Lieder.
So setzen die Maccabees mit dem Intro ‘Given To The Wild‘ die Uhren auf null, erschaffen eine ruhige und atmosphärische Stimmung, wobei der Song mehr hallendes Dröhnen ist, als ein Musikstück an sich. Letztlich erweist es sich dann, mit Beginn des zweiten Titels ‘Child‘, als Klangteppich für einen der großartigsten Songs, den die Briten je veröffentlicht haben. Flirrende Gitarren, Bläser und das Ganze in einem für die Band angenehm gezügelten Tempo, das sich zum Ende hin in einem Rausch ergeht – angenehme Überraschungen sind doch immer die besten!
Und ähnlich gestaltet sich dann auch das restliche Erlebnis von ‘Given To The Wild’: Der Sound ist größer, die Instrumentierung vielschichtiger und man spürt in jedem Song den neuen Weg, den die Band bzgl. der Produktion der Platte eingeschlagen hat: Für das neue Album hat man sich erstmals zurückgezogen, damit sich jeder für sich seine Gedanken machen konnte, und nicht im Kollektiv die Stücke im Proberaum während des Spielens geschrieben. Im Ergebnis wirken die Songs dadurch durchdachter, funktionieren aber trotzdem auf den Punkt.
‘Glimmer‘ baut wie schon ‘Child’ eine besinnliche Stimmung auf, lässt die Drums angenehm zurückgenommen im Hintergrund versinken, während die Gitarren eine schillernd-verhallten Teppich um die Stimme von Sänger Orlando Weeks legen. ‘Pelican‘ wirkt dagegen eher wie ein Sturm und Drang-Song, treibt voran, enthält die von den bisherigen Alben gewohnten Gitarren-Bretter und verstrickt sich in so vielen Abwegen, wie nur möglich. ‘Go‘ erinnert dann wirklich auch mit seinen ausladenden Chören, der Raffinesse der Instrumentierung und der Stimmung an Arcade Fire.
Mit dem nicht minder ausladende ‘Grew Up At Midnight‘ klingt die Platte dann mit viel Bombast und Brimborium aus und entschwebt letztlich so, wie es angefangen hat. ‘Given To The Wild’ zeigt die Maccabees gewachsen, gefestigt und auf dem richtigen Weg zu einer ganz großen Band!
Anspieltipps: Child, Glimmer, Heave
The Maccabees – Given To The Wild
VÖ: 20. Januar 2012, Cooperative Music
www.themaccabees.co.uk
www.myspace.com/themaccabees
httpvh://www.youtube.com/watch?v=hTDYsy6z6IE&feature=context&context=C377c4ebUDOEgsToPDskIb2hLL8p-wONaxLAWUMVq1