Tief im Gefängnis der Welt sind wir gefangen und ahnen es nicht.
Die Mauern, man kann sie nicht sehn, nur immer fühlen, sie stehn so dicht.
Du merkst doch, dass irgendwas quält, weil immer irgendwas fehlt, aber was?
Tief in versunkener Nacht weckt es Leute und hält sie dann wach.
(Max Prosa – Flügel)
Max Prosa ist ein Songwriter, wie man ihn sich am Lagerfeuer wünscht: Jugendlich, Strubbelhaare, Anfang 20 und voller Gedanken. Dass er die dann auch noch ausdrücken und in schöne Melodien kleiden kann, beweist er gekonnt mit seinem Debütalbum ‘Die Phantasie wird siegen‘.
Das alte Junge mit Gitarre Spiel. Abgebrochenes Studium der Physik und Philosophie. Aufgewachsen in Berlin. Entdeckung der Liebe zum Folkrock. Gitarrenspiel seit dem 6. Lebensjahr. Soweit so gut, damit wäre theoretisch die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere als Songwriter gelegt. Wenn man dann von Clueso mit auf Tour genommen wird und die TV Noir Rakete des Jahres 2011 gewinnt, ist eine Karriere als Musiker wohl unausweichlich. Jetzt erscheint Max Prosas erstes Album ‘Die Phantasie wird siegen’ auf dem vierzehn Songs gelandet sind, vierzehn Gedichte und vierzehn Geschichten. Sehnsucht und Zerrissenheit sind die großen Themen der Textgefüge, die mit Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Cello und Mundharmonika in Musik verwandelt wurden. Prosas Lieder handeln von unbestimmtem Verlangen und dem Erfüllen von fälschlichen Erwartungen. “Nimm mich raus aus den Abgründen der Stadt“, proklamiert Prosa, “nimm mich mit irgendwohin“. Der Auftakt der Platte ist mit diesem schönen Gedicht, einem wunderbar runden Lied fantastisch gelungen. Auch die restlichen Songs glänzen von ihrer musikalischer Seite her in einem breiten Spektrum: Erhabene Hymnen wie ‘Totgesagte Welt‘ oder ‘Ikonen‘ wechseln sich mit auf Stimme und Gitarre reduzierte Tracks ab (‘Straße Nach Peru‘ und ‘So Wieder Leben‘). Doch Max kann mehr: Die beiden schnelleren, rockig beflügelnden Nummern ‘Tasunoro‘ und der ersten Single ‘Mein Kind‘ lassen den Fuß dann schneller auf den Boden tappen. Diesen temporeicheren Songs wird dann als Konterpunkt ein romantisch balladesker Song, wie ‘Als Der Sturm Vorbei War‘ oder ein klassischer Folk-Pop Song a la ‘Visionen Von Marie‘ entgegengestellt.
Doch interessanter und vor allem einzigartiger als die musikalische Ausgestaltung ist Prosas Art zu texten. Die Rhythmik und die Abstimmung der Worte beherrscht er perfekt. Die Betonung sitzt in jedem Moment und er spielt geradezu mit seinen Texten, die oftmals ins Lyrische abdriften. Was Max Prosa bislang noch fehlt ist die Reife der durchsoffenen, durchrauchten Jahre in seiner Stimme und der Mut öfter der Eingängigkeit der eigenen Melodie zu folgen. Doch diese Mischung aus Beiläufigkeit und Nachlässigkeit kann erst mit der Zeit entstehen. Wenn sie es denn überhaupt muss, denn ‘Die Phantasie wird siegen’ ist alles andere als zu glattpoliert. Max Prosa gelingt das Kunststück, trotz des hervorragenden Ohrwurmcharakters der Stücke zu polarisieren. Denn gerade der etwas eigenwillige Gesangsstil und die zuweilen arg verschlüsselten Lyrics werden nicht bei jedem Hörer auf Gegenliebe stoßen. Und genau deshalb überzeugt Max Prosas Debüt musikalisch, wie auch lyrisch. Das Prinzip vom Jungen mit der Gitarre geht ein weiteres Mal auf.
Max Prosa – Die Phantasie Wird Siegen
VÖ: 27. Januar 2012, Columbia
http://maxprosa.de
www.myspace.com/maxprosa