Now and forever can i call you my own
I didn‘t know it right then but now i know i know
we don‘t belong to anyone we just come and we go
(Zebra and Snake – Now And Forever)
Elektropop oder auch einfach Pop-Musik, die mit elektronischen Elementen angereichert wird, ist ja nicht erst seit den 00ern der neue, heiße Scheiß. Zebra and Snake aus Finnland huldigen jetzt eben diesem Genre mit einer Reminiszenz an die Pop-Musik der 80er Jahre, wie sie authentischer nicht sein könnte. Hinter dem animalischen Duo Zebra and Snake verbergen sich die beiden Finnen Tapio (Vocals, Synths) und Matti (Bass, Backing Vocals, Synths). Eigentlich kommen die beiden langjährigen Freunde aus zwei unterschiedlichen musikalischen Welten, doch irgendwann kam man in Helsinki auf die Idee gemeinsam Musik zu machen. Schon die ersten Improvisationen gingen in Richtung 80er-Jahre-Elektro und genau diesen Weg haben sie beibehalten und bis zur Veröffentlichung ihres aktuellen Debütalbums ‘Healing Music‘ perfektioniert.
Verträumte Synthesizer und eingängigen Pop-Melodien finden sich in jedem Song, hier werden die 80er nicht kopiert, sondern im Sound gelebt. Da ist zum Beispiel die kitschig-hymnische Singleauskopplung ‘The Colours‘, die zuerst eine gehörige Portion Pathos und später dringliche Tanzbarkeit versprüht. ‘Now And Forever‘ nimmt derweil beschwingt Fahrt auf und lädt schon fast zum Mitgröllen ein. Hier wird deutlich, dass ‘Healing Music’ gerade so gut funktioniert, weil sich Zebra and Snake eine ungestüme Rotzigkeit bewahrt haben und damit ihre Songs aus der offensichtlichen Kitschfalle retten. Mit dem ‘Empty Love Song‘ wird dann wieder ein wenig Tempo aus der Platte genommen und es werden leisere, elektronische Töne angeschlagen. Für ‘The Bride‘ darf der Sound dann ein wenig düsterer und opulenter sein, schnell wird klar, dass Zebra and Snake einiges an Varianz in ihrem synthielastigen Retro-Pop zu bieten haben. Mit ‘Sickness‘ steht schließlich noch einmal überbordendende Emotionalität auf dem Programm, bevor das eigentliche Highlight und der Titeltrack der Scheibe folgt. Schon bei den ersten Takten von ‘Healing Music’ sind all die kleinen Schwächen und Längen der Songs im letzten Drittel sofort vergessen. Hier wird die dunkel schimmernde Diskokugel ausgepackt, die strenge, im harten Takt tanzende Reflektionen im Raum verteilt. Währenddessen wird eben dieser mit düster-coolem Gesang ausgefüllt und da Widerstand ohnehin zwecklos ist, gibt man sich dem tief und bedrohlich stampfenden Beat hin. ‘Healing Music’ ist ein Song der laut und am Besten im Club gehört werden soll.
Zebra and Snake, der Bandname geht übrigens schlicht auf ein T-Shirt zurück, das Tapio irgendwann mal trug und welches ein Zebra und eine Schlange zierte, machen elektronische Musik, die von Herzen und aus den Achtzigern kommt. Ein Style, der spätestens seit der vermehrten Ankunft von elektronischen Aspekten in der Popmusik auch ins Jahr 2012 passt. Das schöne dabei ist die Detailtreue, mit denen Zebra and Snake den 80ern Tribut zollen, und dabei trotzdem ein modernes und mitreißendes Songwriting vorweisen. Auch wenn den späteren Songs ein wenig die Puste ausgeht, macht ‘Healing Music’ verdammt viel Spaß und peinlich wird es trotz heftigem 80er Einschlag nie.
Zebra and Snake – Healing Music
VÖ: 11. Mai 2012 (100% Records/ Al!ve)
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