Triangles are my favourite shape, three points where two lines meet.
Toe to toe back to back let’s go, my love it’s very late,
Till morning comes let’s tessellate.
(alt-J – Tesselate)
So einfach einzuordnen ist die Musik von alt-J nicht. R´n´B, Folk, Pop, Indie – aus diesem Fundus von Genres bedienen sich die Briten auf ihrem Debüt `An Awesome Wave´, folgen dabei aber keinem Trend. Schubladendenken? Fehlanzeige. Was manchen Bands schnell zum Verhängnis werden kann, bleibt den Briten sicherlich erspart. Zu facettenreich gestalten sie ihren Sound, um irgendeine Kategorisierung zu rechtfertigen. Stattdessen synthetisieren sie E-Gitarrenmusik, Dubstep Beats und Folk zu ihrem ganz eigenen Musikspektrum. Indie Folk-Step könnte das Ganze heißen, aber wer braucht schon irgendwelche Begriffe, wenn hier eine der hörenswertesten Platten des Jahres vorliegt.
Mit sphärische Gitarren auf klappernden Drums und tiefen Dubstep ähnlichen Samplings leitet das `Intro´ die Platte ein. Knarzig und zugleich fließend schmiegen sich Melodie und Beat einander an. Bevor die ersten Impressionen sich festigen, folgt nach einem kurzen a cappella `Interlude 1´ das düster scheppernde `Tesselate´. Ein ungewöhnlicher Übergang von reinem Gesang zu wieder poppigen Tendenzen. “Triangles are my favourite shape” drückt nicht nur die Liebe zur Geometrie aus, sondern gibt einen Hinweis auf den Bandnamen. Für alle Digital Natives kurz zur Info: alt-J ist die Tastaturkombination, um ein Dreieck auf einem Mac mit englischer Tastatur zu erzeugen. So leicht nerdig wie diese Idee klingt auch das stotterige Zusammenspiel von Percussions und verzerrten Synthies auf dem Track, nicht zuletzt wegen Sänger Joe Newman. Sein quietschender Falsett-Gesang setzt einen interessanten Kontrast zu den tief verschwommenen Samplings (`Breezeblocks´,`Fitzpleasure´). Sensible und gleichzeitig sinnliche Arrangements sind somit das Resultat hohen Mehrstimmgesangs und fein detaillierten Instrumentenspiel. Ähnlich wie die Wild Beasts spielen alt-J feinfühlige Melodien mit unterschwellig erotischem Ton.
“Doors open like arms my love, Painless with a great closeness“, heißt es zum Besipiel auf `Taro´. Romantisch erklingen Gitarren, Streicher und Xylophon und wirken zusammen wie fernöstliche Meditationsmusik. In sich gehen und treiben lassen ist mit `An Awesome Wave´ nicht nur möglich, sondern ein Versprechen. Auf `Bloodflood´ singt Joe, “Breath in, exhale, I’ve poked a nerve he’ll slap me like a whale“. In diesem bildhaften Sinne fließen die Melodien wie Blut zum Herzen – kluges Songwriting ist ebenso eines der auffälligen Merkmale der Platte. Kompromisse sind bei alt-J einfach nicht nötig. Jeder Track ist ein eingängiges Konstrukt von unterschiedlichen Musikeinflüssen, das immer aufs Neue fesselt. Wie schon erwähnt, ist es schwer, alt-J auf etwas herunterzubrechen. Umso mehr reißen sie den Zuhörer mit: Dieses Album entzückt, berauscht und lässt einen nicht mehr los.
alt-J – An Awesome Wave
VÖ: 25. Mai 2012, Pias UK
www.altjband.com
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httpvh://www.youtube.com/watch?v=Q06wFUi5OM8