I’ve always been so cautious
But I’m sick of feeling nauseous.
(Ladyhawke – Anxiety)
Vier lange Jahre hat sich Phillipa Brown alias Ladyhawke Zeit gelassen um ihr zweites Album vorzulegen. Der Titel ‘Anxiety’ steht buchstäblich für ihre Gefühle beim Schaffensprozess: Wenn ein Debütalbum so erfolgreich war wie das der Neuseeländerin, kann die Arbeit am Folgealbum durchaus eine gewisse Sorge wenn nicht sogar Beklommenheit auslösen.
Während Ladyhawke bisher ganz klar in den 80ern verankert war, verbindet sie nun Altbekanntes mit krachenden Rockgitarren und eigentlich allen Dekaden der Popmusik, vor allem aber mit den 90ern. Was die Multiinstrumentalistin besonders auszeichnet, ist, dass sie Songs schreibt, die einem schon beim ersten Hören altvertraut vorkommen. Es ist so, als habe sie all ihre Musiklieblinge wild durcheinander gemischt um uns raten zu lassen, wen sie gerade zitiert. Von Nirvana-Basslines (‘Vanity‘, ‘The Quick & the Dead‘) über Elastica-Klänge (‘Vaccine‘, ‘Gone Gone Gone‘) zu Pulp-Anleihen (‘Sunday Drive‘) ist alles dabei und noch vieles mehr und gerne spannend gepaart. Auch das wunderschöne Cover der australischen Künstlerin Sarah Larnach erinnert nicht zufällig an die Illustration der großartigen Beatles-Platte ‘Revolver’.
„Anxiety“ weist zwei bis drei herausragende Lieder auf, die das Zeug zum großen Hit haben. Zum einen die erste Single-Auskoppelung ‘Black, White & Blue‘, die dunkle Bässe mit poppigen Synthies kombiniert und im eingängigen Refrain wie eine harmonische Koproduktion zwischen The Killers und ABBA klingt. Zum zweiten ‘Blue Eyes‘, das alles Gute von ‘Burning Down the House‘ (Tom Jones & The Cardigans) mit einem einfachen, aber wirkungsvollem Nanana-Chorus à la Roxette zu verschmelzen weiß. Und zum dritten, dem wahrscheinlich besten Song ‘Cellophane‘: Trommelintro, klare Gitarrenriffs, klug gewählte Synthie-Einsätze, hymnenartiger Gesang, sehr gutes, ausgeglichenes Songwriting. An was dieser Track alles erinnert, bleibt vorerst etwas unklar, aber das macht ihn umso besser.
Obwohl alle zehn Songs stets vorwärts treiben, sind nicht alle gleich stark und die teilweise derb eingesetzten Synthesizer können auch schnell zu viel werden. Doch Browns gut positionierte, klare Stimme kann vieles wettmachen. Die mittlerweile in London lebende Musikerin zeigt sich auf ihrem aktuellen Album weniger diskotauglich, dafür etwas kantiger und rockiger. Der ein oder andere Song lädt aber geradezu zum Remixen ein, wie bereits von Scissor Sisters oder Punks Jump Up erkannt.
Als Musikrätsel ist diese Platte jedenfalls Gold wert!
Ladyhawke – Anxiety
VÖ: 25. Mai 2012, Modular/ Island Records
http://ladyhawkemusic.com/anxiety/