Our children will always hear
Or mention tales of distant years
Our gilded age may come and go
Our crooked dreams will always flow
(The Walkmen – Heaven)
Wenn Hamilton Leithauser mit den Worten “I was the Duke of Earl, but it couldn’t last/ I was the pony express, but I ran out of gas.” das nunmehr sechste Album von The Walkmen eröffnet, dann erinnert das weniger an eine Rockband, als an eine im Schein der Vergangenheit schimmernde Anekdote des Lieblingsgroßvaters. Vergreist sind The Walkmen natürlich noch lange nicht, aber schnell wird einem bewusst, dass die Band mit Heaven ihre wilden Jahre endgültig hinter sich gelassen hat. Vorbei sind die Zeiten des Sturm und Drangs, der Unbekümmertheit und leichtsinnigen Jugend. Schon auf Lisbon und You & Me deutete sich dieser Wandel an und so ist die weitere Hinwendung zu mehr Sepia im Klangbild nur konsequent.
Zehn Jahre nach dem Debütalbum Everybody Who Pretend To Like Me Is Gone sind die New Yorker entspannter und gereifter denn je. Alle fünf Bandmitglieder sind mittlerweile Vater geworden und stehen so ganz neuen Einflüssen im Leben gegenüber. Für die Aufnahmen hat die Band zunächst die Hektik und den Trubel der Metropole und Basisstation New York weit hinter sich gelassen und ist in das Studio von Phil Ek (The Shins und Band Of Horses) gefahren. Dort in den Wäldern ausserhalb von Seattle fand sich auch Robin Pecknold von den Fleet Foxes ein, um The Walkmen bei zwei ihrer Songs mit seiner Stimme zu unterstützen. Und das macht auch Sinn, denn genau wie die Füchse, sind The Walkmen mit ihrem Rock im Folk verankert. Der Sound bleibt erdig, Schnickschnack bleibt aus und alles scheint am rechten Fleck zu sein. Und dann ist da noch der Anführer Leithauser, der die Songs, wie den genialen Titeltrack ‘Heaven’, in den Hymnenstatus treibt. Strophen scheinen hier fast wichtiger als Refrains zu sein und manchmal bleibt alles auf einem Level stehen, bis es dann plötzlich doch interessant wird. Melodien fliegen von irgendwoher herein und manchmal werden die Gesangslinien auch auf der Gitarre wiederholt. Leithauser ist der Frontmann, der Geschichtenerzähler, auch wenn die Musik eigentlich nichts Neues zu berichten weiß. Backkataloge werden in die Postfächer gepfeffert, schnell sind die Bands der Retro-Welle Anfang der 00er vergessen und was machen eigentlich die Strokes? Es ist schwer zu glauben, dass The Walkmen aus eben dieser Generation Musiker stammen und es wie wenige andere Bands geschafft haben, dass man auch heute noch von ihnen und ihrer Musik spricht. Das ist jedoch kein Wunder, bei solch einem musikalischem Spektrum, wie es auf Heaven geboten wird. The Walkmen spielen sich hier mit erstaunlicher Beharrlichkeit einmal quer durch das amerikanische Rock-Folk-Spektrum. Und das mit Bravour.
Doch neben den langsameren und folklastigeren Songs beweisen die Familienväter auch, dass sie den Titel Rockband nicht ohne Grund tragen. Wie man es ordentlich krachen lässt, zeigt ein groovender ‘Heartbraker’ oder ein flottes ‘The Love You Love’. The Walkmen klingen fokussiert, geben ihren idyllischen Songs sanften Schwung, und bekommen einen immer wieder mit dieser einen treibenden Harmonie. Die Gitarren kommen mit einer Leichtigkeit daher, dass einem das Herz aufgeht und manchmal sogar der Atem stockt. Wer sich in diese Melodien nicht verliebt, hat nichts für Saiteninstrumente übrig. Einzig die etwas zu glatte Produktion hält die LP davon ab, auf einer Augenhöhe mit ihrem Meisterstück You & Me zu sein. Das macht aber absolut nichts, denn Heaven ist auch so ein fantastisches Album voller folkiger Rock-Perlen geworden.
The Walkmen – Heaven
VÖ: 01. Juni 2012, Cooperative Music
http://thewalkmen.com
www.myspace.com/thewalkmen