YUKON BLONDE – Tiger Talk

I’ll buy you a house and I’ll buy you a car
When I’ll make it rich of selling a song

(Yukon Blonde – My Girl)

Mit ‘Tiger Talk‘ wecken die vier Kanadier von Yukon Blonde den Wunsch nach einer Karre. Das Gefühl grenzenloser Freiheit, das die Band mit dem Album transportiert, ganz klischeehaft bei einer Autofahrt zu zelebrieren, passt einfach – heruntergekurbelte Fenster, Sonnenschein, und wo das hier alles ja sowieso theoretischer Natur ist (ich für meinen Teil besitze nicht mal ein Auto), warum nicht auch noch Meer.

Yukon Blonde machen Rock’n’Roll. Die Gitarrenriffs nie prätentiös, nie zu sehr auf die Fresse, aber immer schruppig genug, um sich perfekt mit melodiösen Beach Boys-Anklängen zu paaren. Die teilweise zuckersüßen Indie-Melodien und mehrstimmigen Gesänge werden dabei nie schmachtend, denn dazu klingt alles zu unangestrengt und letztlich einfach zu cool.
Der wunderbar melodiöse Opener ‘My Girl‘ mit seinem unfassbar packenden Schlagzeug und dem obligatorischen Schellenring ist so mitreißend, dass sich alle Zweifel schnell verflüchtigen, ob das nicht doch eventuell zu flach nach guter Laune schreit. Jegliches Analysieren und Nachdenken schaltet sich ohnehin ab, lässt doch auch das darauffolgende ‘Radio‘ keinen Widerstand gegen das pure Songwriting-Talent zu, das Yukon Blonde fraglos besitzen. So schreiben sie in ihrer Hütte in den Bergen Hits, die Bruce Springsteen beim Feiern mit den Beach Boys im Ashram der Beatles hervorgebracht hätte. ‘Radio‘ bewegt sich auf der selben Wellenlänge wie ‘My Girl’: Zu hymnenhaft poppig geht es gar nicht, denn selbst, wenn sich eine Nummer von Yukon Blonde fast schon anbiedert, ist sie zu gut, zu tief, zu facettenreich, um platt zu sein. Die Single ‘Stairway‘ krallt sich daher auch ohne Skrupel im Ohr fest. Sitzenbleiben ist dabei fast unmöglich, bei dieser Ladung Euphorie.

Diese Euphorie ist es dann auch, die beim grandiosen ‘Iron Fist‘ mitspielt, wenn im Refrain der Rhythmus ins Beschwingte wechselt und Bass und Gitarre herrlich berauschend mitmachen. Das gediegenere ‘Oregon Shores‘ hat den süßesten Refrain: mehrstimmige „aaaaaahs“ hinter der Frage „What does it mean to fall in love when you’re alone“ – hach! Es folgt ‘Six Dead Tigers‘ (Yukon Blonde stehen augenscheinlich total auf Tiger), womöglich das Highlight des Platte. Irgendwie fühlt sich dieses schon ab dem unschlagbaren Gitarrenriff zu Beginn nach einer Jugendbewegung an, der man unheimlich gerne angehören würde. Das sich langsam anschleichende ‘For LA‘ erinnert etwas an Surfer Blood und klingt nach Sonnenaufgang. Dann stellt sich mit ‘Breathing Tigers‘ die Vermutung ein, dass die Tigerlieder die verkannten Juwelen des Albums sind. Dieser Song ist nicht weniger als ein Konglomerat aus allem, was Yukon Blonde gut können und ist darüberhinaus so tanzbar wie nur irgendwie möglich. „I never lost my mind, I wouldn’t care if I did over you girl, to hold you in my own arms“ – das ist eben genau die erwähnte Coolness, die Yukon Blond ausmacht. Dass sich mit ‘Guns‘ auch eine wahre Ballade untergemogelt hat, ist schon okay, auch wenn hier etwas der Kitsch spürbar wird (jetzt in diesem Kontext „Queen“ zu sagen, ist vielleicht zu viel, aber es ist schon etwas dran). Yukon Blonde steht vielmehr die Ruhe, die der letzte Song ‘Sweet Dee‘ ausstrahlt, gut zu Gesicht. Durch diese gewinnt der Song an Tiefe; er berührt und beruhigt und rundet ein herrliches Album passend ab. Dass Yukon Blonde einen mit ihren musikalischen Qualitäten nicht anbrüllen, sondern einen so lässig für sich gewinnen, ist wahrscheinlich ihre größte Stärke. ‘Tiger Talk’ macht einfach Spaß und besitzt zweifellos das Potential, den Soundtrack des Sommer zu gestalten.

Yukon Blonde – Tiger Talk
VÖ: 23. März 2012, Dine Alone Records
www.yukonblonde.com
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httpvh://www.youtube.com/watch?v=BBA0f2lSB64