Look at it man! Can’t you feel, can’t you see?
(Strip Steve feat. Das Glow – Calcium)
Der Franzose und Wahlberliner Strip Steve, dessen Berliner Wohnsitz seinem Label Chef Boys Noize zu verdanken ist, legt mit ‘Micro Mega‘ seinen ersten Longplayer vor. Der Titel des Albums scheint dabei programmatisch den Rahmen abzustecken, bleibt nur herauszufinden, was man hier unter dem Großen und dem Kleinen versteht.
Natürlich ist so ein Album immer ein großer Schritt für einen Künstler, zumal das erste. Dass Strip Steve die facettenreiche Klaviatur der elektronischen Musik mit Leichtigkeit bespielen kann, hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Produziert er im Alleingang, haben seine Tracks oft eine poppige, verspielt-melodiöse Note. Steckt er die Köpfe mit Kollegen wie Bobmo oder Das Glow (beide bei Marble) zusammen entstehen oft eher martialische Stücke für die Peaktime auf der Tanzfläche. Die Vermutung, der Verlauf der Platte sei angelehnt an den Verlauf eines (Club)Abends, liegt also zunächst nahe. Damit würde man der Platte allerdings gehörig Unrecht tun, denn hier geht es um mehr als die Roughness der einzelnen Tracks, auch wenn sich am Ende der insgesamt 13 Stücke ein Album-Edit des bereits veröffentlichten Stücks ‘Calcium‘ findet. Es scheint viel mehr um so etwas wie musikalische Komplexität zu gehen. Behutsam breitet ‘Micro Mega’ ein Gewebe aus, das in seinem Verlauf immer mehr Elemente einsammelt und sich einverleibt, bleibt dabei aber transparent und nachvollziehbar. Der Starter ‘Micro‘ modelliert aus nur wenigen Bestandteilen einen beindruckenden Downtempotrack, der ohne Schnörkel auskommt. Bei ‘Stomp‘ ziehen Tempo und Anzahl der Tunes etwas an, aber dem Funkgerüst wird nicht viel hinzugefügt. ‘Money Trouble Funk‘ kommt zwar in einer lässiger 70er-Attitude daher, man übersieht darüber aber keinesfalls die durchgestylte Komposition. Auch ‘Astral Projection‘ (mit Puro Instinct) lässt das Herz derjenigen höher schlagen, die Pop lieben, wenn er sich von seiner besten Seite zeigt. Das der 24-Jährige nicht bei seiner Experimentierfreudigkeit auf Stile festgelegt ist, zeigen mithin Ausflüge zum House wie bei ‘One Thing‘ mit Robert Owens und verspulte Breakbeat-Einlagen wie bei ‘Skate Control‘.
Wie dieses Album die ganze Bandbreite von Strip Steves Können zusammenfasst, so lässt sich in jedem Song, der sich hierauf findet, das Motto der Platte wieder erkennen: das Detail, das Micro, macht das Ganze erst zu dem, was es im Großen – Macro – ergibt. Doch auch ohne diese Einsicht, ist Strip Steve hier ein Debütalbum gelungen, das an jeder Stelle erfrischend ist und Spaß macht.
Strip Steve – Micro Mega
VÖ: 16. Juli 2012, Boysnoize Records
www.boysnoize.com