HERZENSBRECHER – Filmkritik

Nichts ist wahrer als die Unvernunft der Liebe.

(Alfred de Musset – Herzensbrecher)

Cannes 2009. Ein damals 19 jähriger Xavier Dolan erntet zur Überraschung aller Beteiligten mit seinem Erstling ‘I Killed My Mother‘ Bewunderung, Sympathie und eine Spitznamen: Wunderkind. 2010 legte er mit ‘Herzensbrecher‘ nach. Noch schöner, noch berauschender, noch viel besser.

Im Mittelpunkt stehen die besten Freunde Francis (Xavier Dolan) und Marie (Monia Chokri), die sich beide Hals über Kopf in den androgynen Lockenkopf Nicolas (Niels Schneider) verlieben. Standen sich die beiden Freunde am Anfang noch so nahe – quasi Geschwister im Geiste – macht die empfundene Liebe zu dem wunderschönen Nico sie schnell zu Rivalen. Mehr schlecht als recht kaschieren sie Eifersucht und Begierde, tänzeln über einen schmalen Grad zwischen Zuneigung und Verzweiflung. Während sie sich in diesem Liebesduell immer mehr verlieren. “Bang Bang” singt Dalida dazu.

Mit ästhetischer Wucht erzählt Dolan von der Liebe in Gedanken, von wieder aufflammenden Verlangen, von Sehnsucht und Zurückweisung, Enttäuschung und Leere. Verpackt in schmerzlich schöne Bilder die in Slow Motion über die Netzhäute der Zuschauer flimmern. Mit einer Mischung aus Poesie und existentiellem Ernst bleibt Dolan mit ‘Herzensbrecher’ seinem ästhetischen Ansprüchen treu.

Immer wieder wird der Film von Interview Schnipseln unterbrochen, in denen junge Menschen von verflossener Liebe, mörderischer Sehnsucht und amourösen Misserfolgen erzählen. Man wird aus dem Film gerissen zurück in die traurige Realität um dann wieder zurück zukehren zu Franzis und Marie. Dolan schafft es die Stimmung so gut zu transportieren, dass für den Zuschauer das Leiden der beiden Charaktere fast körperlich spürbar wird, mit einer Wahrhaftigkeit, die einem den Atem nimmt,

Fazit: der Film ist ein Schmaus für Augen und Ohren, ein Fest für die Sinne und Achterbahn für Gefühle. Die Geschichte einer Realität so schön erzählt, dass sie mitten in jedes verliebte Herz zielt und trifft. Anschauen lohnt sich.

Les amours imaginaires (CAN 2010)
Regie: Xavier Dolan
Darsteller: Xavier Dolan, Monia Chokri, Niels Schneider
DVD-VÖ: 18. November 2011, Kool

httpvh://www.youtube.com/watch?v=8N4pDnsbT6E