Hold my head up high until the day I die
(Maximilian Hecker – Head up High)
Zwei Jahre nachdem der Berliner Indiepopper Maximilian Hecker sein sechstes Studioalbum auf dem eigens dafür gegründeten Label Blue Soldier Records veröffentlicht hatte, folgt diesen Sommer nun das Nachfolgewerk des Workaholics – und nicht nur das. Im Zuge der Veröffentlichung erscheinen auch Heckers erste Gehversuche als Schriftsteller: in ‘The Rise and Fall of Maximilian Hecker‘ beschreibt der 35-jährige seinen musikalischen Werdegang der letzten Jahre. Angefangen von seinen ersten Auftritten in Berlin über den plötzlichen Erfolg bis hin zu seinem gigantischen Erfolg in Asien – Hecker beschreibt darin sein wundersames Leben zwischen Erfolg und Misserfolgen und dem seltsamen Gefühl, in China ein umjubelter Star zu sein.
Diese Selbstreflektion ist schliesslich auch das, was sein aktuelles, mittlerweile 7. Studioalbum ‘Mirage of Bliss’ auszeichnet. Aufgenommen mit Produzent Martin Glover aka “Youth”, der schon The Verve und Paul McCartney musikalisch auf die Sprünge half, spielte Hecker in nur 14 Tagen in Glovers Studio in Südspanien sämtliche Songs ein. Wie schon bei seinen Alben zuvor spielt Hecker auch für ‘Mirage of Bliss’ jedes Instrument (mit Ausnahme des Basses) höchstpersönlich ein. Schon dies ist ein Indiz dafür, wie persönlich Heckers Musik ist, wie sehr die Songs um ihn und seine Gefühlswelt kreisen. Vielleicht zu sehr, dachte man sich schon beim letzten, so tieftraurigen Album ‘I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son’ von Zeit zu Zeit – und auch 2012 ist aus Hecker natürlich nicht auf einmal ein quickfröhliches Energiebündel geworden.
Heckers Stimme ist wohl sein herausragendstes Merkmal – zart und einfühlsam, stets halb gehaucht, halb gesungen, transportiert sie oft seine Stimmung noch mehr als die gesungenen Worte es tun. Musikalisch hingegen ist durchaus ein Unterschied zum sehr getragenen, spärlich instrumentierten Vorgänger zu merken. Unter Einfluss des Britpop-erfahrenen Produzenten schimmern immer wieder The Verve, Keane und Coldplay als Einflüsse durch und durchbrechen so zumindest stellenweise das hartnäckige Image des stets tieftraurigen Singer/Songwriters, das die Öffentlichkeit doch so leicht durch die Vorgängerplatten bekommen konnte.
In ‘Head up High’ singt Hecker schliesslich sogar: “Hold my head up high / until the day I die”, und das macht einen als Hörer auch gleich irgendwie froh. Songs wie das britpoppige ‘The Whereabouts of love’, das sonore ‘If Only I could See’ und das entspannt instrumentierte und gleichzeitig textlich dramatische ‘Why the World has turned for us’ zeigen jedoch einen zwar musikalisch gereiften, texlich aber doch immer noch grösstenteils grüblerischen und schwermütigen Mittdreissiger: “But I will leave your world in sorrow / and though I’d like to stay I can’t / … / I will leave your world on grievance / Trying to set out, girl, with poise”, heisst es da beispielsweise.
Heraus sticht vor allem das sphärische ‘Silent Lucid Flash’, das mit seiner spielerischen Instrumentierung und dem gehauchten Gesang Heckers zum Träumen einlädt.
Das einzige Problem, was sich beim Hören einstellt ist jedoch: Das Album läuft auch beim wiederholten Hören einfach so durch – richtige Höhe- (und auch Tief-) punkte sind schwer zu finden. Trotz allem: Heckers Songs sind durchaus zeitlos und niemals belanglos. Der etwas orchestralere Sound steht ihm auf jeden Fall gut – auch wenn man ihn immer noch manchmal schütteln möchte und sagen will: Alles wird gut!
Maximilian Hecker – Mirage of Bliss
VÖ: 27. Juli 2012, Blue Soldier Records
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