Light reflects from your shadow,
It is more than I thought could exist,
You move through the room like breathing was easy,
If someone believed me,
They would be as in love with you as I am
(The xx – `Angels´)
Es war wohl das am meisten erwartete Album des Jahres, tritt `Coexist´ doch die Nachfolge des so hoch gelobten und gefeierten Debüts von The xx an. Viele fragten sich im Voraus: „Was soll danach noch kommen?“ Das Londoner Trio hat letztendlich drei Jahre gebraucht, um seine zweite Platte fertigzustellen. Man hat sich also Zeit gelassen, um einen würdigen Nachfolger präsentieren zu können. Ob `Coexist´ genauso gut ist? Nein, besser.
Hauchfeines Gitarrenspiel und hypnotische Melodien bleiben weiterhin im Sound verhaftet, nur auf mehreren Ebenen noch vertieft. Auf `Coexist´ brilliert das präzise Zusammenspiel der Instrumente sowie der weiche Wechselgesang zwischen Romy Madley-Croft und Oliver Sim, jede Melodie auf dem Album ist so eindringlich und wird durch die warmen Stimmen der beiden als genauer Ausdruck ihrer Emotionen zelebriert. Inhaltlich werden wieder die vielen Facetten der Liebe thematisiert, diesmal vor allem den damit verbundenen Schmerz. Eröffnet wird dieses Oeuvre vom sanften `Angels´, das wohl das schönste Liebeslied ist, dass The xx je geschrieben haben. Romy singt hingebungsvoll “They would be as in love with you as I am“ zum langsamen Drum-beat und zupfender Gitarre. Betont reduziert, aber doch so intensiv drückt `Angels´ die Sehnsucht nach dem Partner aus. Ewigkeit ist nicht nur ein Wort, sondern ein Verlangen. Zu schnell ist der liebesversunkene Zustand vorbei und der poppige Beat von `Chained` rüttelt einen wieder auf. Romy und Oliver besingen nun die wachsende Distanz zwischen den Liebenden, bevor eine `Reunion´ schon aussichtlos scheint. „Did I.. see you.. see me.. in a new light? Never, not ever again“, heißt es auf dem fünften Track.
Es ist ein gesangliches Duell, das durch den treibenden Beat von Produzent Jamie Smith getragen wird. Dass Smith viel House hört, ist auf ‚Coexist’ nun noch deutlicher herauszuhören. Besonders `Reunion´, `Sunset´ und `Swept Away´ demonstrieren geradlinig den Dance- beeinflussten Sound des Albums. Waren auf ´xx´ die Rhythmen noch zurückhaltender, nehmen sie auf `Coexist´ eine dominante Stellung ein, ohne jedoch die Melodien zu verdrängen. Vielmehr bilden nuancierte Ambient-Klänge und düstere Beats die atmosphärische Basis für Crofts und Sims poetisches Wechselspiel zwischen Leid und Liebe.
`Missing´ ist die Spitze dieses Dreiecks aus Gesang, Gitarre und Drum-Machine und die interessanteste Komposition der Band. „My heart is beating in a different way“, singt Sim so Schmerz erfüllt wie noch nie zuvor, während Romy zweifelnd hinzufügt, „Is it meant to be?“ Wie ein ruhiger Herzschlag pulsiert die Drum-Maschine, die für einen kurzen Moment sogar aufhört, zu spielen. Schließlich ist es nur noch die schallende Gitarre, die in einem einzigen dröhnenden Ton endet. Was übrig bleibt, ist ein Gefühl der Verlorenheit.
The xx ist mehr denn je gelungen den lyrischen Teil ihrer Lieder mit tonmalerischen Elementen zu untermauern. Ihre Musik ist so echt und feinfühlig, dass die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwinden. Auf `xx´ mussten sie sich noch beweisen und haben besonders Wert auf eingängige, klar strukturierte Songs gelegt. Mit `Coexist´ gehen sie noch mehr ins Detail und verfeinern ihren Grund-Stil mit neuen Elementen. Vielschichtiger hätte ihre Entwicklung kaum sein können. Die Frage ist somit: Was kommt als nächstes?
The xx – Coexist
VÖ: 07. September 2012, XL/Beggars
http://thexx.info
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The xx – Angels from F L on Vimeo.