Ok, das Cover wirkt dilettantisch und wie die ersten Gehversuche eines Musikers, der sich ‘Do It Yourself-mäßig’ mit Photshop sein erstes Plattencover zimmert. Damit ist dann aber auch gleich zu Beginn die einzig negative Kritik am neuen Album von Shed abgehakt und es kann direkt zu den Fakten übergegangen werden.
‘The Killer’ ist das dritte Album des Berliner Produzenten René Pawlowitz, der bisher auf Ostgut Ton, dem Berghain Hauslabel veröffentlichte, sich jetzt aber für das im wahrsten Sinne des Wortes ‘Killer-Album’ ein neues Zuhause gesucht und auch gefunden hat, auf Modeselektors 50 WEAPONS Label.
Im Interview mit der Zeitschrift ‘Groove’ (Nr. 137 Juli /August 2012) erklärt Shed den Labelwechsel mit einem bewußt gewählten Imagewechsel – weg vom straighten, ernsten Berliner Mauertechno, hin zu einer softeren, bisweilen kitschigeren Techno-Anmutung, nach dem Motto: ‘auch mal Gefühle zulassen’.
Um diese emotionalen Nuancen zu spüren, muss ‘The Killer’ intensiv gehört werden, denn vordergründig walzt in fast allen elf Tracks des Albums ein wummernder Drum-Beat voran, massiv , rauh und schnörkellos. Dazu grollen und verhallen Donner, es kratzt und rauscht, Soundscapes apokalyptischer Träume mischen sich hinzu und ebben wieder ab. So klingen tiefste Nacht und Finsternis, kalt wird es einem jedoch nicht. Das Bass-Gewummer wirkt nicht bedrohlich, denn da sind ja noch diese Momente der Zartheit, einfühlsame Melodiestrukturen zwischen den Beats, Harmonien, die einen tragen und fast umarmen.
Eine solch atmosphärische Audio-Szenerie zu erschaffen, ist im wahrsten Sinne des Wortes großes Kino. Shed entlockt seinen Drum-Machines und Synthesizern eine ungeahnte musikalische Tiefgründigkeit und beweist mit ‘The Killer’ eindrucksvoll wie vielschichtig und ‘deep’ Techno sein kann und darf. Stumpfe Techno-Keulen produzieren können viele, doch Techno-Poesie nur wenige – Shed ist einer der wenigen.
Shed – The Killer
VÖ: 27. Juli 2012, 50 WEAPONS
Shed “The Killer” (50WEAPONSCD/LP08) – Out on July 27 by Modeselektor