WILD NOTHING – Nocturne

Wild Nothing - Nocturne CD-Kritik

I try to feel something for you
But that’s all that I can do
Give my shadow to you 

(Wild Nothing – Shadow)

‘Nocturne’ ist eine konsequente Fortführung von Jack Tatums persönlichem Pop-Entwurf, der sich zwischen Dream-Pop, Shoegaze und Indie einpendelt. Zwar werden Fans des Debütalbums ‘Gemini’ die sommerlichen Schrammelpop-Hymnen und die Komplexität im Songwriting vermissen, doch wer ‘Nocturne’ ein wenig Zeit gibt, wird feststellen, dass die Lockerheit zugunsten einer größeren Tiefenschärfe eingetauscht wurde. Obwohl Tatum durchaus noch dem Durchdeklinieren von verträumtem Gitarrenpop frönt, sind die Songs deutlich pointierter. Synthies, 80s Percussions und eine ordentlichen Portion Melancholie bestimmen den Sound von Nocturne.

Das unwiderstehliche ‘Shadow‘, Opener und erste Single zugleich, startet mit einem treibendem Hook und seiner himmlich-fluffigen Atmosphäre. Konträr dazu hackt sich die Basslinie zwischen die Synthies, während sich Tatums feingliedrige Stimme mit dem gesamten Arrangement verbindet. Nach dem ersten Vers rücken die Streicher in den Mittelpunkt des Geschehens. ‘Shadow’ macht dem Hörer schnell klar, dass man es hier mit einem deutlich gereiften Wild Nothing zu tun bekommt. Die Themen werden düsterer und Arrangements komplexer, ohne zu einem Zeitpunkt unnötig aufgeblasen oder überproduziert zu wirken. Der ‘Midnight Song‘ zum Beispiel scheint und strahlt und schlägt mit seiner positiven Grundstimmung und dem beschwingten Gitarrenriff zumindest musikalisch eine Brücke zum Erstling ‘Gemini’. Doch wenn es im Text “The midnight song/ Sing you to the moon/ I‘m your quiet night/ You were gone too soon” heißt, erkennt man schnell, dass der Albumtitel sich mit seiner düsteren Thematik durch das ganze Album zieht. Neben den düsterem lyrischen Anklang haben alle Songs auch ihre direkte Infektiosität gemein. Auch ‘Paradise‘ ist simpel leicht verdaulich, zündet aber mit seinen 80er Anleihen und unwiderstehlichen Melodien. Mehr als einfache Dream-Pop Songs hinter verhalltem, zuckersüßem Vorhang und dazu verwaschenen Gesang braucht es eben manchmal gar nicht.

Angst vor dem schweren zweiten Album? ‘Nocturne’ ist davon nichts anzumerken. Beschwingt wie eh und je lässt Jack Tatum die eingängigen Melodien ihre Bannen ziehen und schafft es sich gekonnt weiter zu entwickeln. Nocturne ist mit den selben Farben gezeichnet wie Gemini, aber die Auflösung ist viel höher. Man kann sogar sagen, dass Wild Nothing den für sie perfekten Sound gefunden haben. Ob man Perfektion liebt, ist jedoch eine andere Frage.

Wild Nothing – Nocturne
VÖ: 24. August 2012, Cooperative Music
http://wild-nothing-nocturne.com
https://www.facebook.com/wildnothing

http://youtu.be/-KHa3wBCw94

Fred

Fred ist 32 Jahre, wohnt in der Pop-City Damstadt und mag Hunde, Pizza und Musik.

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