CHRISTMAS RULES

Christmas Rules

The moon is right
The spirit’s up
We’re here tonight
And that’s enough

(The Shins – Wonderful Christmas Time)

Ja, ich gebe es offen zu: Ich stehe auf Weihnachten und insbesondere auf Weihnachtslieder. Genau, auf diese fluffigen, drei minütigen Freudenspender voller klimpernder Glöckchen und schimmernden Engelschören. Jedes Jahr stelle ich eine herzerwärmende Compilation mit den schönsten Songs zur Geburt Jesu für Familie und Freunde zusammen. Als ich hörte, dass Sir Paul McCartney ein Weihnachtsalbum mit Bands wie The Shins, The Civil Wars, FUN., Calexico, Rufus Wainwright und mehr veröffentlicht, war die Vorfreude natürlich enorm. „Da kann doch eigentlich nicht schiefgehen!“, dachte ich mir.

Dann halte ich die Platte namens ‘Christmas Rules’ endlich in meinen vorweihnachtlich-durchfrorenen Händen, lasse sie einmal durchlaufen, gebe ihr noch einen Durchlauf und denke mir dann nur: Was soll denn der Scheiß? ‘Christmas Rules’ bietet die ganze Bandbreite von 17 uninspiriert-langweiligen Covern klassischer Weihnachtslieder. Von ‘Oh Come Emmanuel’ über ‘Baby It‘s Cold Outside’ und sogar ‘Old Lang Syne’ wird hier kein Napf aus zähem Klischee- und Fettgemisch ausgelassen. Wenn doch wenigstens die Interpretationen der an sich ja guten Künstler ein wenig inspirierter oder origineller wären. Die meisten Songs werden aber nur emotionslos nachgespielt, außer den Stimmen bleibt meist nur wenig Wiedererkennungswert.

Co-Produzentin Sara Matarazzo sagte über ‘Christmas Rules’:“I love holiday music but every year I find myself going back to the standards. I wondered, where’s the holiday record for this generation?” Mir drängt sich unweigerlich die Frage auf, was diese Frau denn von unserer Generation hält? Sind wir jetzt etwa die Generation Langeweile? Wenn das DIE Weihnachtsplatte für uns sein soll, dann will ich nicht Teil dieser Jugendbewegung sein. Ein wenig Aufschluss bietet der Blick auf das Plattenlabel: ‘Christmas Rules’ erschien, zumindest in Amerika, auf dem Starbucks eigenen Label Hear Music. Und wer Starbucks kennt, weiß, dass der Konzern eines der Mutterschiffe des amerikanischen Kapitalismus ist. Und da werden leider auch an Weihnachten keine Gefangenen gemacht. In diesem Sinne: Für das Geld lieber noch fünf Glühwein kaufen und Finger weg von der Platte. Frohe Weihnachten!

Christmas Rules
VÖ: 13. November 2012, Concord, Universal

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Fred

Fred ist 32 Jahre, wohnt in der Pop-City Damstadt und mag Hunde, Pizza und Musik.

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