Ich hatte die Illusion, wäre ich im vorher begegnet, würde ich nicht splitternackt auf diesem Tisch liegen.
(Martine – Who killed Marilyn?)
Der Schrifsteller David Rousseau (Jean-Paul Rouve) hat eine Schreibblockade. Wahrscheinlich nicht seine erste und auch nicht seine letzte. Doch durch Zufall befindet er sich im kältesten Ort Frankreichs, mitten in den Alpen, in dem kleinen Dorf Mouthe und beobachtet, wie das Dorfstarlet und Werbesternchen Martine (Sophie Quinton) aus dem Eis gezogen wird. Überdosis Tabletten – Selbstmord. Rousseau vermutet allerdings mehr hinter diesem anscheinenden Selbstmord und beginnt, eigentlich nur um sich aus seiner Schreibblockade zu retten, auf eigene Faust zu ermitteln.
Es wäre dumm ‘Who killed Marilyn?‘ auf dieses altbekannte Geschichte zu reduzieren. Schon nach den ersten fünf Minuten fühlt man sich zurückgesetzt in die Jahre in denen Dale Cooper den Mord von Laura Palmer in ‘Twin Peaks‘ auflösen wollte. Wie in ‘Twin Peaks’ ist auch Mouthe ein Mikrokosmos für sich: An jeder Ecke lauern neue skurrile Personen – kauzige Exfreunde, Dorfpolizisten (Guillaume Gouix), die gerne beim FBI wären und Hotelbesitzerinnen, in absurder Arbeitskleidung. In Rückblenden wird die tragische Geschichte von Martine erzählt. Sie ist besessen von Marilyn Monroe und entdeckt immer mehr Parallelen zu ihrem Leben, die auch Schriftsteller Rousseau auf die Spuren des wahren Mörders bringen.
Der Film spielt gekonnt mit Vorbildern wie ‘Fargo‘ und ‘Twin Peaks’ ohne langweilig zu werden. Schon lange hat man nicht mehr eine so schöne Achterbahn an filmischen Stilen gesehen: Mal träumerisch, dann wiederum verrückt, wie in der frühen Nouvelle Vague. Regisseur Gérald Hustache-Mathieu hat sich für seinen feinen Krimi über eine einsame Frau große Vorbilder genommen und hat ein kleines, wunderbares Werk geschaffen, welches einen träumen, lachen und nachdenken lässt. Ein eher unbekanntes Highlight aus dem Kinojahr 2012. Unbedingt anschauen.
Who killed Marilyn? (FRA 2011)
Regie: Gérald Hustache-Mathieu
Darsteller: Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Guillaume Gouix
DVD-VÖ: 7. Dezember 2012, Koch Media GmbH
httpvh://youtu.be/xLPp-WQJ84s