I’m pale and coy, a mama’s boy
I make believe
I shimmy-shake, I wake and bake
I’m over me
My lungs are beat, I can not breathe
Don’t follow me
You push and shove, I’ve had enough
Don’t mess with me
(Foals – Inhaler)
Kopf aus, Herz an. So in etwa hat Yannis Philippakis, Sänger der Foals, beschrieben, was beim Schaffensprozess zum neuen Album vor sich ging. Wenn die Musik dieser Band, wie das beim Debutalbum ‘Antidotes‘ und dem Nachfolger ‘Total Life Forever‘ der Fall war, in erster Linie vom Kopf gesteuert wird, ist sie grandios, zuckt sie durch den Körper wie Stromschläge. Doch es ist wirklich unglaublich erfrischend, wie die Ausnahmetruppe aus Oxford auf dem dritten Album ‘Holy Fire‘ reflektiert, zurückgeschraubt und sich neu gefunden hat, indem sie sich entspannt aufs Wesentliche konzentrierte. “Das Wesentliche” ist der Sound, der den Jungs am Natürlichsten zu entlocken scheint und mit dem sie sich so wohl fühlen dürften wie nie. Einen Schritt weg von Math und Akkuratheit, doch die Ecken und Kanten des bisher Geschaffenen beibehaltend, schallt ‘Holy Fire’ laut, egal wie leise man die Platte hört, kratzig und mit viel verzerrter Gitarre. Doch da sind auch immer wieder diese typischen, sich wiederholenden, stotternden Gitarrenmuster, diese Düdeleien. Bei ‘Inhaler‘ sind sie sofort da, und sofort werden sie mit einer gehörigen Ladung Dreck beschmissen, rockig und monströs erweitert. Ein Schrei („SPACE“), ein Headbang-Part, und alles entlädt sich. Schon hier fühlt sich das Ganze an wie ein Befreiungsschlag, obwohl man vorher noch gar nicht mitbekommen hat, dass Foals sich musikalisch Fesseln auferlegt hatten.
‘My Number‘ klingt mehr nach den Foals von früher, doch entspannter – und ist wirklich eine solch catchy Popnummer, dass man es zwölf Mal hintereinander hören könnte, ohne auch nur im Geringsten angekotzt zu sein. Prägnant und ohne prätentiöse Verklärtheit heißt es da “You don’t have my number, we don’t need each other now / You can’t steal my thunder ‘cos you don’t have my lover’s touch”. ‘Everytime‘ macht wieder einmal deutlich, wie elementar das Foals-sche Schlagzeug ist: Es ist immer ultra-rhythmisch und experimentell, klackert und pausiert an genau den richtigen Stellen und dann ist da durchgehend diese unwirklich unangestrengten Präzision. ‘Late Night‘ ist ruhig und gibt Raum für die Schönheit von Philippakis’ Stimme, die sich nie in den Vordergrund drängt, nie zu viel tut, sich perfekt verwebt mit den rhythmischen und melodiösen Wundern in diesem Song. Jede noch so kleine Veränderung und jedes neu hinzukommende, funkige Gitarrenfiepen klettet sich an einem fest. ‘Providence‘ ist bluesig und rockig, man denke hier in Richtung The Black Keys. Es vereint vieles dessen, von dem Foals bisher bewiesen haben, dass sie es meisterhaft beherrschen (repetitive Gitarren- und Gesangsmuster, die sich dehnen und weiten und bis zum Klimax vor sich herspinnen; explosionsartige, harte Parts, die trotz jaulender Aggroschübe anschmiegsam bleiben; Rhythmus-Abfuck). ‘Stepson‘ ist zunächst ein Klackern, das von einer intuitiven, simplen Gitarrenimpro ergänzt wird, dann Keyboard und Gesang: „Step out aching stepson / And you’ve fallen to the blue / Oh I’m coming down for you“. So herzzerreißend schön, dass Tränenwasserfälle losstürzen wollen.
Foals haben bisher sowieso nichts falsch gemacht – mit den geometrischen Strukturen ihres Math Rock-Sounds, den virtuosen Auf und Abs in jedem ihrer Songs, den Ambient-Elementen gaben sie das vor, was eine Zeit lang von jeder halbwegs trendigen und einigermaßen ambitionierten Indie-Zappel-Gruppe nachgeahmt wurde. ‘Holy Fire’ ist nun genau deshalb ein wahrhaft großes Album, weil es neu ist, ohne Neues zu erzwingen. Noch immer sind das Foals und noch immer sind sie sich treu geblieben. Sie haben halt nur mal den Kopf abgeschaltet. Also, Hand aufs Herz, besser geht es echt nicht.
Foals – Holy Fire
VÖ: 8. Februar 2013, Warner Music International
www.foals.co.uk
www.facebook.com/Foalsforever
Foals ‘Inhaler’ from Pulse Films on Vimeo.