MIRE KAY – A Rising Tide Lifts All Boats

Mire Kay - A Rising Tide Lifts All Boats CD-Kritik

I miss you lately
Gotta miss you more when the spring comes
And your friends will be here

[…]
I still wait for you to say
We made it
It was all a dream

(Mire Kay – Somewhere Else, Here Still)

Lange hat es gedauert bis wir endlich die Bestätigung hatten, dass Mire Kay ihr Debüt ‘A Rising Tide Lifts All Boats‘ veröffentlichen. Seit 2011 hören wir nun ihre EP ‘Fortress‘, die ja zugegebenermaßen ganz wundervoll ist, aber es wird Zeit für die Fortsetzung – haben die beiden Schwedinnen Emelie Molin und Victoria Skoglund uns doch bei der Bedroomdisco TV Session, die wir letztes Jahr mit ihnen drehen durften, doch gesagt, dass schon Anfang des Jahres ein Album herauskommt. Gut Ding will Weile haben und hört man nun das Resultat möchte man eigentlich nur sagen ‘Ein Glück haben sie sich soviel Zeit gelassen’!

Die Songs ‘Beat‘ und ‘Reverse‘ konnte man sich als treuer Anhänger der Beiden schon herunterladen, doch da warten noch mehr Highlights. Überwiegend düster und ruhig sind die 11 Titel auf der Platte; es geht einen großen Schritt nach vorne mit der Produktion. Diese klingt nicht nach Hinterhofkämmerchen-Aufnahme, sondern total professionell, ohne zu wuchtig, überladen und verschmückt zu sein. Es wird groß und mächtig, wenn es muss, es bleibt reduziert sooft es nur geht. Das gesangliche Zusammenspiel von Mire Kay findet besonders Anklang im bereits erwähnten Lied ‘Reverse’; ob zusammen, abwechselnd, eigentlich auch egal. Die Atmosphäre könnte nicht bedrückender sein, welche da mit Instrumenten und Gesängen geschaffen wird.

Rosebud‘ ist dagegen zart und vorsichtig, wie der Titelname schon verrät. Der Schellenkranz wird derart verhallt, dass das Harte und Schroffe weit aus dem Bewusstsein gerückt wird, auch wenn es immer noch laut ist und eine wichtige Rolle spielt. Im Gegenteil zur EP werden die Instrumente mehr im Raum verteilt, sind zum Teil sogar versteckt. Die Klarheit der EP geht hier verloren, dadurch wird ‘A Rising Tide Lifts All Boats’ aber auch undurchdringlicher und mysteriöser.
Einer unserer Favoriten auf dem Album ist mit Sicherheit ‘Birds‘. Die Bässe werden durch das Cello verursacht, die Stimme hat nur wenig Chance durchzudringen. Wie Erzähler sind die Stimmen von Mire Kay ganz weit weg, irgendwo und singen ihr Lied durch den Nebel.

Aber ach, was heißt hier Favoriten. Mit jedem Durchhören wird das Album zu Einem, jedes Lied ist so wichtig wie ein Anderes. Man gewinnt die Tracks lieb, ja kümmert sich sogar darum, dass ein Lied nicht deutlich öfters als ein Anderes gespielt wird. Man geht ganz behutsam mit ‘A Rising Tide Lifts All Boats’ um, so behutsam, wie die Stimmen der Schwedinnen eingesetzt werden. Allerdings gibt es auch Stücke, die mehr am Zuhörer vorbeischwirren, als diesen intensiv zu beschäftigen, ihn in Frage zu stellen, zum Nachdenken anregen. Vielleicht muss das gar nicht so wirklich sein, funktioniert das Album in sich hervorragend.
Ja, man kann sagen, wir haben uns ein wenig in das ruhige, düstere, zurückhaltende Wesen der Platte verliebt und so bleibt uns nichts anderes übrig als Mire Kay Debüt weiterzuempfehlen.

45von521

Mire Kay – A Rising Tide Lifts All Boats
VÖ: 05.04.13, A Tenderversion Recording
http://mirekay.com
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