Everyone, anyone wants you here
Move in a little closer
Let me tell you about
In love natural
Oh that love actual
Love that you just can’t help feeling
When feelings with meanings keep on appearing
(Crystal Fighters – Love Natural)
Ach, was hat es Spaß gemacht, das Debütalbum der Crystal Fighters “Star Of Love” von 2010. Eine verwirrende, erfüllende Mischung, bei der Indie auf traditionell baskische Instrumente und Synthesizer trifft, bei der Folk auf Dance und Trance trifft. Es war einfach abgefahren innovativ, was die Bandmitglieder aus Spanien und Groß-Britannien da abzogen. Man könnte sagen, dass der Hype gerechtfertigt war, dass hier auf musikalisch hohem Niveau etwas atemberaubend Verrücktes kreiert wurde. Und man könnte fluchend auf den Boden stampfen, dass das neue Album “Cave Rave” all die Euphorie vergessen macht.
Wer hat das Salzwasser abgewaschen, wer hat das Harte weich gemacht und gesagt, dass Standard-Akkordfolgen wildem Abfuck vorzuziehen sind? Nein, es ist auch nicht alles schlecht – mit Nichten! Der Spaß wurde stark standardisiert, aber man kann sich doch amüsieren und mit einem Sangria ums Lagerfeuer tanzen. Der Gesang animiert zum Mitsingen und Einiges ist ganz charmant. Doch weite Strecken dieses Albums legen die Vermutung nahe, dass die Band mit dem Gedanken gespielt hat, am Eurovision Song Contest teilzunehmen. Wo sie immerhin dann nicht negativ aufgefallen wären – im Gegenteil.
Schon die ersten drei Songs ‘Wave’, ‘You And I’ und ‘LA Calling’ könnten übereinandergelegt einen Einzigen ergeben. Alles ist irgendwie beachy und bleachy und das spanische Ukulelengefidel ist einfach schnell zu viel des Guten. ‘Wave‘ reißt mit seinem gegröhlten Refrain und sprühender Positivität noch am meisten mit. Textlich erinnert das Ganze an Empire Of The Sun. Bei ‘Separator’ mischen sich elektronische Elemente mit Tribalpop – und Schlagerbeats. Leider. ‘Bridge Of Bones’ ist minimal süß und maximal verstörend. Hier sind nicht nur die Beats Schlager. ‘Love Natural’ kann immerhin guilty pleasure-Status erreichen. Es ist gut vorstellbar, dass das im Sommer das ein oder andere Mal laufen darf. Der Refrain kitzelt unbefangende Freude hervor. Was nicht heißt, dass man sich nicht etwas dafür schämt.
Manches wahre Lächeln zaubert einem das Album schon aufs Gesicht. Vielleicht möchte man ja auch einige Songs bei Sonnenschein öfter hören als erwartet. Doch es ist nicht zu leugnen, dass es seit Album eins steil bergab ging. Der sympathische musikalische Sockenschuss ist weg, alles ist nicht mehr wirklich hyper, sondern nur noch gespielt hyper. Was mit der Band passiert ist, die von Jools Holland am Klavier begleitet wurde, mit Foals tourte, ihre Konzerte wie verdrogte Opern inszenierte und in London cool war? Man weiß es nicht. Vielleicht tauchen die echten Crystal Fighters ja in einigen Wochen in einer Truhe auf und es war alles nur eine Imperiusfluch- und Vielsafttrank-Situation. Es ist lange nicht so peinlich, auf Harry Potter abzugehen, wie auf “Cave Rave”, also lass ich das so stehen.
Crystal Fighters – Cave Rave
VÖ: 24. Mai 2013, Pias/Different Recordings
http://www.crystalfighters.com
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