DIE WAND – Filmkritik

Immer noch dachte ich an meine Lage, als einen vorübergehenden Zustand!

(Frau – Die Wand)

Wer Marlene Haushofers Roman ‘Die Wand‘ schon mal gelesen hat, dachte bestimmt nicht daran diesen eines Tages als Film zu sehen. Die Geschichte lebt von dem geschriebenen Wort, den intimen Gefühlen der Protagonistin und ihren zarten Gedanken. Keine großen Locations, nur eine Darstellerin und sonst Tiere. Nicht gerade der Stoff, bei dem man an einen unterhaltsamen Film denkt. Trotzdem hat sich jetzt der österreichische Regisseur Julian Pölsler dem Buch angenommen.

Eine Frau (Martina Gedeck) begibt sich auf eine Urlaubsreise in die Berge. Mit einem befreundeten Paar will sie dort ein paar ruhige Tage auf einer einsamen Waldhütte verbringen. Am Tag der Ankunft geht das Paar noch in das nahegelegene Dorf. Erst am nächsten Morgen bemerkt die Frau, dass ihre Freunde nicht zurückgekehrt sind und begibt sich sofort mit dem Hund Luchs auf die Suche. Dabei stößt sie auf eine unsichtbarer Wand, die sie nicht durchbrechen kann. Dahinter scheint es, als sei die Welt erfroren. Komplett isoliert ist die Frau nun gezwungen sich das Leben in der Einsamkeit einzurichten. Ihr zur Seite stehen dabei der Hund, sowie eine Kuh und Katze, die ihr zugelaufen sind. Ihr altes Leben gerät immer mehr in Vergessenheit und die Tiere werden zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt in der Einsamkeit.

Dieser Film ist eine Überraschung. In den ersten Sekunden hört man nur das Krächzen von Krähen und die monotone Stimme der Hauptdarstellerin Martina Gedeck, die langsam in die Geschichte einführt. Von diesem Moment an taucht man immer mehr in die Einsamkeit ein. Jedes Bild, jeder Ton und jede Geste stehen für diese Einsamkeit. Mit poetischen Bilder führt Pölsler durch Geschichte. Das Weglassen von einem linearen Erzählstrang und die Vermischung mit Traumsequenzen, helfen dabei die Aufmerksamkeit des Zuschauers stets auf sich zu ziehen. Kleines, intimes Kino zum Verlieben.

Regie: Julian Roman Pölsler
Darsteller: Martina Gedeck, Karlheinz Hackl, Ulrike Beimpold
DVD-VÖ: 16. Mai 2013, STUDIOCANAL

httpvh://www.youtube.com/watch?v=blcVb1CX2fk

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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