CSS – Planta

CSS - Planta CD-Kritik

oh what’s your name,
oh can you say it again
cos I didn’t understand

(CSS – The Hangout)

Das Acronym des Bandnamens CSS bedeutet ‘Cansei de Ser Sexy’, was übersetzt so viel bedeutet wie “es leid sein, sexy sein zu müssen”. Seit dem letzten Album von CSS musste die Band erst einige interne Probleme überstehen. Nach dem Weggang von Gründungsmitglied, Schlagzeuger und Multi-Instrumentalist Adriano Cintra war die Zukunft der Band zunächst ungewiss. Ein Ortswechsel von Sao Paolo nach Los Angeles war der erste Schritt. Dort trafen die vier verbliebenen Bandmitglieder Lovefoxxx (Gesang), Ana Rezende (Gitarre/Keyboards), Luiza (Gitarre/Keyboards/Bass) und Carolina Parra (Gitarre/Keyboards/Bass) auf Dave Sitek (TV on Radio), der ihr Produzent wurde. Mit ihm nahmen die Brasilianerinnen ihr nunmehr viertes Album ‘Planta’ (‘Pflanze’) auf, dass eine Art Neuanfang darstellt. Ihre musikalische Reise geht eindeutig weg vom früheren Underground-Rock-Elektro Sound und hin zu einem eher gemäßigtem Retro-Elektro-Pop. Offenbar eine weitere Band, die dem ‘Retromania-Virus’ erlag.

Bereits der Opener ‘Honey’ ist eine Zeitreise in die bunte Synthiepopwelt der 80er Jahre. Und dieser Retro-Sound zieht sich durch das gesamte Album.
CSS, von denen man sagt, sie wären nicht gerade die begnadesten Musiker- und Sängerinnen gehen voll in ihren elektronischen Spielereien auf. Drum-Machines und Synthi-Loops werden hier bewusst als Stilmittel eingesetzt und teilweise bis ins Extreme ausgereizt. Zur ersten Single ‘Hangover’, die als eine spaßige Mischung von Pop und Punkversatzstücken gepaart mit Mariachi-Trompeten daher kommt, gibt es dann auch konsequenterweise ein Video im Retro-Look


Thematisch geht es in den Songtexten um die Liebe im Großen und Ganzen: vom ersten Kennenlernen und Flirten, bis hin zum absoluten Verliebtsein und anschließenden Liebeskummer, den CSS mit einem Kater, also einem ‘Hangover’, vergleichen. Die ersten Songs auf dem Album sind zuckersüß und eingängig.

Die zweite Hälfte des Albums nimmt dann doch etwas mehr Fahrt auf. Die Melodien werden komplexer und erinnern teilweise an Icona Pop – wie im wilden ‘Dynamite’,  aufgenommen mit Hannah Blilie, der Schlagzeugerin von Gossip. Oder wie im Song ‘Sweet’, der an den eher mysteriösen elektrifizierenden Klang von Santigold erinnert. Das vorletzte Stück ‘The Hangout’ ist schräg – melodiös verschroben – und hat absolute Ohrwurmqualität.

Und dann, am Ende, der letzte Track und was für einer: ‘Faith in Love’ ist anders als der quietschbunte Rest des Albums. Beginnend mit einem treibenden Stakkato-Pianoakkord, der sich durch die gesamte Länge zieht, umgeben von Synthiemelodiewolken wabert der Sound unter der Stimme von Lovefoxxx dahin um dann unter mehrschichtigem Backgroundgesang zu einer gigantischen Klangwelle anzuschwellen, die direkt ins Ohr und unter die Haut geht. Der mit Abstand beste Song auf dem Album!

3von58

CSS – Planta
VÖ 14. Juni 2013, SQE Music
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