French Films sind die Vitamin-D-Spritze, die nach dem längsten Winter aller Zeiten, der die Sonne einfach monatelang vollständig verschluckt hielt, nötig geworden ist. Dabei kommen die Fünf aus Finnland, wo solche meteorologischen Zustände normal sind. Dieses Klischee ist nicht das einzig Bemerkenswerte an French Films. ‘White Orchid’ ist einfach durch und durch ein pulsierendes Album, das dem Debut ‘Imaginary Future’ von 2011 lächelnd die Fresse poliert. Es bringt eine Ecke Garage ins Spiel, sodass die Songs noch tiefer schürfen. Weiterhin poliert man, ohne Lächeln, dem in der Kategorie ‘lame’ versackten zweiten Ambum von The Vaccines die Fresse. Und auch ein bisschen dem wirklich grandiosen Debut von The Drums aufgrund dessen leichter Hyperaktivität. Generell kann man sich also mit so einigen messen, die zu begeistern wissen!
Der bewährte Drei-Akkord-Indie-Rock ist keine einfache Kiste. Entweder man macht es richtig gut und löst Hysterien aus, oder man schrammelt einfach wieder und wieder drei Akkorde durch und das war’s. Entweder ‘What Did You Expect From The Vaccines?’ oder dessen Nachfolger. Mit ‘White Orchid’ schaffen es French Films in die erste Kategorie. Surf-Rock und Garage feiern hier ein Post-Punk Revival. Der Opener, der sich wie das Album ‘White Orchid‘ nennt, ist ein mit Hall und durchgehend motivierter Rhythmusgitarre durchflutetes Stück Freude. Die Lyrics treffen ganz gut, wie sich das beim Hören anfühlt: „I never wanted to come down / When I was flying over the sun“. ‘Where We Come From‘ hat den hippeligen, doch in der Ferne auch etwas sentimental und melancholisch rufenden Charme vom The Drums. Der rotzige, leicht desinteressierte und shoegazige Gesang von Johannes Leppänen ergänzt die flirrenden Gitarren und sich übereinanderlegenden Hallelemente perfekt. Der Tremolohebel an der Gitarre ist im Dauereinsatz und schafft diese verträumt-verdrogte Atmosphäre. ‘Special Shades‘ wirkt zu Anfang wie eine geschliffene, liebe Version eines Black Rebel Motorcycle Club-Songs. Leppänens Stimmfarbe erinnert zunächst – und das ist weder das erste, noch das letzte Mal, dass man dies denkt – an Ian Curtis. Als dann jedoch der Refrain beginnt, wird so viel gute Laune verbreitet, dass dieser Vergleich ganz flott wieder in Vergessenheit gerät. Das beschreibt eigentlich perfekt das Wechselspiel aus Surfig-Poppigem und Rotzig-Garagigem, das French Films so fesselnd und spannend klingen lässt.
‘All The Time You Got‘ und ‘Long Lost Children‘ kommen so unbeschwert daher, so schnörkellos und doch mit ganz vielen Ecken und Kanten – drei Wochen in einem Raum, nur mit diesem Album: durchaus möglich! ‘Letter Days‘ strahlt in den Strophen Coolness aus, nimmt einen im Refrain jedoch an die Hand, um stürmisch und zappelig zu tanzen. ‘Juveniles‘ ist ebenfalls entzückend ungeniert und unversteift, wirklich reizend vorwitzig. ‘Into A Thousand Years‘ nimmt das Tempo raus und lässt die Harmonien einfach wirken. Es kreist und nebelt einen ein, bis man nicht mehr weiß, wo hinten und vorne, wo oben und unten ist. ’99‘ spielt erneut mit den kessen Gitarrenpickings, die sich ins Ohr bohren und sich mit einem Gefühl verknoten, das immer wieder da ist, wenn die Melodie ertönt. Ein schwindelerregender Glücksrausch durchflutet einen. Wenn ein Album das tut, ist doch alles gesagt. Auf dass der Taumeltanz niemals ende!
French Films – White Orchid
VÖ: 3. Mai 2013, Omn Label Services
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