Fuck you romance, I wanna pretend
That Jenny Lee Lindberg is my girlfriend
(Swim Deep – King City)
Swim Deep aus Birmingham breiten großflächige, gebatikte Stoffe aus, an manchen Ecken vergilbt, an manchen frisch gebleicht. Dreamy, voller Synth-Kitsch, 80s-Funkeln und 90s-Schunkeln, krallt ‘Where The Heaven Are We‘ sich ins Ohr. The Stone Roses werfen sich hier einen Mantel aus Plastik über, um sich für ein Treffen mit The Cure zu wappnen. Artifiziell verstärkte Beats und ein androgyner, shoegazig-poppiger Gesang transportieren einen unmittelbar in einen mit Zuckerwatte isolierten Happy Place.
‘King City‘ erinnert zu Anfang ein wenig an ‘Young Blood‘ von The Naked and Famous, bekommt dann, wenn der Gesang einsetzt, jedoch die pampige Birmingham’sche Verschrobenheit. Austin Williams‘ Gesang hat hier etwas von Pete Doherty – was eine perfekt abgemessene Prise Heiserkeit auf den Berg von Heiterkeit rieseln lässt. ‘Honey‘ – wie ‘King City’ schon als Single erschienen – hat spätestens beim Refrain einen festen Platz auf der Sommer-Shuffle-Playlist. Durch den verschwommenen, Hitzewellen-artigen Sound singt Williams wunderbar juvenil hindurch: “So I say, ooh, ooh, baby / Take your feet out your shoes and go crazy / And don’t just dream in your sleep, it’s just lazy / Are we having fun or are we dazing, baby?”.
‘Make My Sun Shine‘ plätschert mit verträumten, sich immer positiv auflösenden Akkorden dahin und ist eine durch Synthie und schwirrende Gitarre vezuckerte Version eines Rocksongs. ‘The Sea‘ beschwört dann noch ein Stück mehr Nostalgie herauf, ohne großes Tamtam, sondern mit wundervoll unaufgeregten Hintergrundrufen und ‘Oooohs’ und ‘Aaaahs’. ‘Soul Trippin‘ trägt das Gefühl, das man beim Hören hat, im Namen und kommt mit noch mehr Lässigkeit als ‘The Sea’ daher. In der Sonne liegen und in Träumereien versinken in Form eines Songs. ‘Stray‘ reiht sich hier äußerst passend ein, schrammelt gegen Ende etwas grober und verflüchtigt sich dann wieder in wolkigere Sphären.
‘She Changes The Weather‘ flirrt sich am Piano entlang, bis der Gesang das Flirren durchbricht und dem stampfenden, klirrenden Schlagzeug Raum gibt. Kurz darauf vereint sich alles im Flirren, wird etwas psychedelisch und verliert doch nicht an poppiger Klarheit.
Swim Deep behalten die für die neue Welle Birminghamer Bands typische Rotzigkeit – und verwerten sie mit schimmernden, ultra poppigen Sounds, die niemals angestrengend kitschig nach den trendigen Hypes aus dem Rest des UK klingen (Bastille, Chvrches und Konsorten). Sie sind so lässig wie Peace und Jaws – ebenfalls musikalisch hoffnungsvolle Kinder der Stadt – doch doppelt so poppig. Vielleicht eine Spur von Glitzer auf ‘B-Town’-Batik.
Swim Deep – Where The Heaven Are We
VÖ: 16. August 2013, Rca Int. (Sony Music)
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